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19.02.2017

Begeisternde Uraufführung

Theaterstück "Ich fürchte nichts ..."

Artikelbild Luther (Oliver Schnelker) und der Engel (Irene Schwarz). 
Er hat die Kirche gespalten und Kriege gesät, rotzt antisemitischen Mist raus, fürchtet den Teufel, eiert dumm rum, als es darum geht, nach der Hochzeit mit seiner Frau zu schlafen. Es ist ein durchaus auch kritischer Blick auf Martin Luther.
Artikelbild "Ich fürchte nichts ..." mit Oliver Schnelker als Luther. 

„Ich fürchte nichts …“ heißt das Theaterstück über den Reformator, das aber nicht nur die fürchterlichen Seiten Luthers zeigt, sondern natürlich auch den mutigen Mann mit den richtigen Ideen.

Zentrale geistige und geistliche Leistungen, gepaart mit irdischen Wirrungen: Am Freitag hat das N. N. Theater Neue Volksbühne (Köln) in der Düsseldorfer Johanneskirche das Stück „Ich fürchte nichts …“ uraufgeführt. Das Projekt gehört zu den Höhepunkten zum 500. Reformationsjubiläum. Begeisterter Applaus vom Premierenpublikum!

Natürlich kennt man die Story. Gut, vielleicht fehlte bislang noch die Nonne, wie sie von ihren Mitschwestern auf den Kopf gestellt werden musste, weil sie die heimliche Schrift, die unter den Schwestern kursierte, ertappt vom Bischof, in der Not hastig verschluckt hatte. Und nun droht sie an dem guten Stück zu ersticken, würgt jedenfalls gefährlich daran herum.

Natürlich kennt man die Story: Auf dem Marktplatz ringen der Ablasshändler und der Reformator um die Überzeugung des Volkes. Was kostet ein Ehebruch, fragt ein Mann. „Gottes Vergebung ist ein Geschenk“, hält Luther gegen billiges Freikaufen. Der Ablasshändler dagegen weiß den Leuten Angst einzujagen. „Vertrauen ist gut, kaufen ist besser.“

Variation zum Bekannten bzw. schöner Einfall zur ohnehin umstrittenen Historizität des Thesenanschlags: Die Thesen schreibt der Gottesmann in diesem actionreichen Stück sehr wohl, allerdings ohne sie an die Tür der Wittenberger Schlosskirche zu nageln.

Artikelbild Fromme Töne: Familie Luther ist groß geworden. 

Das von George Isherwood geschriebene und von Gregor Höppner inszenierte Stück taucht inhaltlich tief ein. Darüber hinaus beschenkt es seine Zuschauerinnen und Zuschauer mit großartigem Humor und wunderbaren Anspielungen. Der Mix stimmt. Und übrigens – typisch N. N. Theater - beschwingen auch die Rollenwechsel der Schauspielerinnen und Schauspieler Tempo und Thema der Geschichte außerordentlich.

Beantwortet das Stück die Frage nach dem Leben, dem Universum und allem? Selbstverständlich! Greift es dafür allein auf Christus, Glaube, Gnade und Schrift zurück? Nein, über die vier Kerngedanken der Reformation hinaus hat es beispielsweise auch Anhalter in der Galaxis rezipiert, und natürlich den italienischen Fußball-Rhetorik-Spezialisten Giovanni Trapattoni.

Natürlich kennt man die Story: Aber „Ich fürchte nichts …“ ist durch Bühne, Kostüme, Licht und Musik auch poetisches Kino für Kopf und Seele. Man denkt, nur zwei verschieden große Tonnen auf der Bühne zu sehen, und dann noch diese fahlen Säulen. Aber irgendwann, zum Beispiel, fährt da eine Kutsche, und man sieht sie wirklich.

Man kennt die Story, aber doch nicht so wie hier auf die Bühne gebracht, durch diese heutige Brille betrachtet. : Wer dieses Luther-2017-Theater noch nicht geschaut hast, und es tourt ja jetzt durch die Gemeinden, dem will man hier nicht zu viel verraten.

Nur noch eins: Zum ersten Mal im Laufe der Zeiten rutscht ein Stückchen Kleid wenige Zentimeter über den Knöchel hoch, so dass sich ein Geheimnis lüftet. Zu sehen ist, womit seit Jahrtausenden ein göttliches Wesen durch das Universum schwebt.

"Ich fürchte nichts ... "
Autor: George Isherwood
Bühne: Michl Thorbecke
Kostüm: Claus Stump
Licht: Christian Herbert
Musik: Bernd Kaftan
Regie: Gregor Höppner
Es spielen: Aischa Lina Löbbert, Bernd Kaftan, Irene Schwarz, Oliver Schnelker, Michl Thorbecke
N. N. Theater Neue Volksbühne Köln in Kooperation mit der Evangelischen Kirche im Rheinland