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Luther Reloaded – Brauchen wir eine neue Reformation?

Tagung im Martin Luther Forum Ruhr, 19./20. Oktober 2017 - Erste Ergebnisse

Artikelbild Foto: Andrea Conrad, Büste von Künstler Harald Birck, Berlin 
Können sich die Religionen dieser Welt den Herausforderungen der Moderne stellen? Angesichts der aktuellen fundamentalistischen Entwicklungen scheint dies manchmal nur schwer vorstellbar. Hochkarätige Experten diskutieren darüber am 19./20.10.2017 in Gladbeck. Ein aktueller Tagungseinblick von Studienleiter Jörgen Klußmann.

Im Mittelpunkt der Tagung stehen die Reformbewegungen der großen Weltreligionen Christen- und Judentum, Islam sowie Hinduismus, Buddhismus und Jainismus. Unter dem Titel „Luther reloaded – Brauchen wir eine neuen Reformation?“ wollen die Organisatoren - das Forum Kreuzeskirche, das Kulturwissenschaftliche Institut Essen in Kooperation mit der Evangelischen Akademie im Rheinland sowie das Muslimische Forum Deutschland -  die Möglichkeiten ausloten, wie ein friedliches Zusammenleben in einer zunehmend multireligiösen Gesellschaft denk- und machbar ist.

Zum Auftakt: Blick auf Anliegen, Wirken und Widersprüche bei Luther

Zu Beginn der Tagung setzten sich die beiden evangelischen Theologen Prof. Eberhard Hauschild und Dr. Wolfgang Vögele u.a. mit der Gewaltfrage auseinander und inwieweit die Reformation, die mit Luthers Thesen ihren Anfang nahm, auch für die revolutionären Umbrüche und die anschließenden Bauernkriege und den 30-jährigen Krieg mit verantwortlich war. Dabei wurde schnell deutlich, dass es eigentlich nicht Luthers Ansinnen war, die Gesellschaft zu verändern, sondern die Kirche wieder auf ihre ureigenen christlichen Grundfesten zu stellen. Eine Revolution oder gewaltsame Auseinandersetzung lag nicht in seiner Ansicht. Ungeachtet dessen hatte Luthers eine überaus ablehnende Haltung gegenüber Juden und Muslimen, die alles andere als tolerant und friedfertig war und einer modernen, toleranten und offenen Haltung gegenüber anderen Religionen, wie sie heute notwendig ist, fundamental entgegensteht.

Professor Rüsen: Neugier und Toleranz als Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander der Religionen

Im anschließenden Vortrag von dem Sozialwissenschaftler und Historiker Prof. Jörn Rüsen machte dieser eine offene und neugierige Haltung gegenüber anderen religiösen Vorstellungen zur Bedingung und Chance für ein friedliches Miteinander. Dabei müsse der Wahrheitsanspruch der Religionen im Vordergrund stehen. Jeder Gläubige schaue aus seiner jeweiligen Perspektive auf das Transzendente – und gemeinsam ergebe sich so ein schillerndes Mosaik menschlichen Glaubens. Einen Absolutheitsanspruch könne es daher nicht geben. Der Mensch müsse sich seines Menschseins bewusst bleiben, trotz allen technischen Fortschritts, denn er bleibe immer verletzlich und  fehlbar.