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10.03.2017

Eine Anmaßung, eine Konfrontation, ein Bildverzicht

Kunstprojekt „reFORMation – transFORMation“

Artikelbild Präses Manfred Rekowski überreicht den Kunstpreis an Kristina Stoyanova, Christian Jendreiko und Konstantinos Angelos Gavrias (v.l.). 
Die Künstler Konstantinos Angelos Gavrias und Christian Jendreiko sowie die Künstlerin Kristina Stoyanova haben den Kunstpreis 2017 der Evangelischen Kirche im Rheinland erhalten. Die mit insgesamt 3.000 Euro dotierte Auszeichnung ist Teil des Kunstprojekts „reFORMation – transFORMation“, initiiert anlässlich des 500. Reformationsjubiläums,

Elf international tätige Künstlerinnen und Künstler waren eingeladen, ihre Vision von Reformation und Veränderung zu gestalten und sich um den "EKiR-Kunstpreis 2017" zu bewerben. Die Kunstwerke sind seit jetzt für vier Wochen in einer Ausstellung in der Düsseldorfer Johanneskirche zu sehen.

Präses Manfred Rekowski überreichte den Kunstpreis im Rahmen der Vernissage: Gavrias überzeugte die fünfköpfige Jury mit einer modernen Interpretation der Versuchung Christi. Jendreiko hat eine Sprech-Performance für einen Chor entwickelt, gleichsam eine soziale Plastik. Stoyanova hat den Preis für ihren Neon-Schriftzug „God is a woman and she knows how to dance“ erhalten, der auf moderne Gottesbilder sowie ein Zitat von Friedrich Nietzsche anspielt.

Der Jury gehörten an: Holger Hagedorn, Künstler und Kurator der Ausstellung, Dr. Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf, Pfarrer Thorsten Nolting, Vorsitzender des Vorstands der Diakonie Düsseldorf, Susanne Titz, Direktorin des Museums Abteiberg in Mönchengladbach, sowie Prof. Dr. Frank Günter Zehnder, Direktor der internationalen Kunstakademie in Heimbach in der Eifel.

Beeindruckt von der Vielfalt

„Mich beeindruckt die Vielfalt der Arbeiten, sie spiegeln auch die Vielfalt der Künstlerinnen und Künstler wider“, sagte Präses Manfred Rekowski zur Eröffnung der Ausstellung. „Gemeinsam fragen sie nach notwendigen Prozessen des Wandels, der Veränderung und nach dem, was sich darin festzuhalten lohnt." Indem ihre Arbeiten unter dem Dach der Kirche gemeinsam ausgestellt werden, treten sie "gleichsam auch untereinander in einen Dialog. Und sie wollen uns, die Betrachter, in dieses Gespräch hineinziehen. Sie laden ein zu geduldigem Hinschauen, zu einem Perspektivwechsel, zum Staunen, Nachsinnen und intensivem Austausch.“

Die drei ausgezeichneten Arbeiten bringen etwas besonders Queres, erklärte die Direktorin des Museums Abteiberg in Mönchengladbach, Susanne Titz. "Kunst kann in der Kirche Widerstand erzeugen", würdigte sie die Arbeiten. Sie setzt darauf: „Kunst kann in der Kirche Widerstand erzeugen.“ Insgesamt, im Blick auf die Arbeiten aller elf Künstlerinnen und Künstler, sei es der Jury darum gegangen, auch elf unterschiedliche künstlerische Positionen für das Projekt zu gewinnen.

Position aus der Selfie-Zeit

In Gavrias‘ Arbeit rücke ein Mensch ganz nah an Jesus Christus. Die Fotografie „Die Versuchung“, ein Selbstporträt des Künstlers, sei eine Anmaßung, greife u.a. die Frage nach menschlichem Narzissmus auf – und das heute jederzeit verfügbare Bild eines Menschen.

Der Spruch, den Kristina Stoyanova in Leuchtschrift setzt, sei extrem, „so viel weiter“ seien wir bis heute nicht in den Geschlechterfragen, so Titz. Gott eine Frau, die auch tanzt – dieses Bild, installiert unter der Orgel und gegenüber dem Altarraum mit Kruzifix, Altar und Gavrias‘ „Versuchung“, sorge für eine „Konfrontation der Gottesbilder“.

Kein Bild von Jendreiko: Sein Beitrag, die Performance „Im Anfang war das Wort“, bei der Vernissage aufgeführt, erinnere an die Ursprünge spirituellen Gesangs, erläuterte die Museumsdirektorin.

Unangekündigte Worte

Bilder, Bilder! Fotos werden gemacht, die Preisträger, alle Künsterlinnen und Künstler, und dann nochmal mit Jurymitgliedern. Frauen machen mit ihren Smartphones Selfies vor Stoyanovas Neon-Schrift. Andere wandern von Kunstwerk zu Kunstwerk durch den Kirchraum.

"...das Wort..." - ein Chor hat sich mitten unters Vernissage-Publikum gemischt, realisiert unangekündigt Jendreikos Sprechperformance, gruppiert sich immer wieder neu zwischen Kirchbänken, an den Kunstwerken, auf den Emporen, wiederholt die Texte. "Im Anfang..."

Die Ausstellung ist in der Düsseldorfer Johanneskirche noch bis 5. April zu sehen und wandert im Anschluss in fünf Stadt- und Kulturkirchen sowie ins Landeskirchenamt der rheinischen Kirche in Düsseldorf.