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08.12.2018

Grenzen- Nicht mehr weiter

Kirche in WDR3 | 08.12.2018 | 05:00 Uhr

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Kirche in WDR3 | Neumann

Guten Morgen!

Ich liebe das Meer und ich liebe es, am Strand spazieren zu gehen. Auch jetzt im November. Zum Baden ist das Wasser dann viel zu kalt. Doch es gibt immer noch viele Eltern, die mit ihren Kindern Burgen im Sand bauen oder bunte Drachen im böigen Wind steigen lassen. Und manchmal gibt es ein lautes Geschrei. Weil eine kräftige Welle einen Schwall Wasser in die Gummistiefel der Kleinen geschüttet hat.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht zu weit ins Wasser gehen sollst Jetzt müssen wir nach Hause gehen. Sonst holst du dir eine Erkältung.“ Höre ich die Eltern sagen. Und mit Gejammer und Geklage geht’s zurück zur Ferienwohnung.

Es ist schön am Strand zu spielen. Dieser Grenze zum Meer. Aber es ist auch klar: Es ist nicht gut, diese Grenze unbedacht zu überschreiten. Das Meer kann gefährlich sind. Nicht nur, weil man sich da eine Grippe oder Erkältung holen kann.

Schon in der Antike haben die Menschen sich mit dieser Gefahr beschäftigt. So wird erzählt, dass an der Straße von Gibraltar einmal zwei Felsenberge standen. Die Leute nannten sie „Säulen des Herakles“. Für die Menschen der Antike war dort am Strand das Ende der Welt.

Dieser Herakles, so schreibt es der griechische Dichter Pindar, soll deshalb an diesen Säulen die Inschrift: „Nicht mehr weiter“ angebracht haben.

Und auch in der Bibel taucht diese Redewendung auf. Im Buch Hiob spricht Gott der Schöpfer:

Sprecher/Sprecherin:

„Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach wie aus einem Mutterschoß, als ich‘s mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln, als ich ihm seine Grenze bestimmte mit meinem Damm und setzte ihm Riegel und Tore und sprach:‘ Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier sollen sich legen deine stolzen Wellen.“ (Hiob 38,8–11)

Gott setzt Grenzen. Es ist gut, dass es Grenzen gibt. Wenn ich sie beachte geht es mir gut. Nicht nur am Strand. Manchmal spricht auch mein Körper zu mir und sagt: Bis hierher und nicht weiter. Wenn ich die Grenzen meiner körperlichen oder seelischen Belastbarkeit überschreite. Mehr als verschnupft reagiert auch die Natur. Überall, in unseren Lebensmitteln oder im Futter von Tieren oder im Abgas unserer Autos überschreiten wir die Grenzwerte und vergiften so uns selbst und unsere Umwelt. Deshalb tue ich gut daran, Grenzen zu beachten. Das gilt auch für andere Bereiche des Lebens. In der Erziehung zum Beispiel. So, wie Gott in der Schöpfung Grenzen setzt, so braucht auch eine gute Erziehung Grenzen für ein respektvolles Miteinander. Werden diese Grenzen überschritten, ist der Friede in unserem Zusammenleben gefährdet.

Morgen ist Sonntag, ein Ruhetag. Ein jüdischer Theologe hat ihn einmal eine „Insel in der Zeit“ genannt. Der Sonntag begrenzt die Arbeit. Er ist eine gute Grenze.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende. Mit einem schönen Spaziergang am Sonntag. Vielleicht über den Weihnachtsmarkt.

Ihr Christoph Neumann, Pastor in Hemer.

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