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07.04.2020

Nach-Corona-Vision

Kirche in WDR2 | 07.04.2020 | 00:00 Uhr

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Ich stelle mir vor, es ist August, September in diesem Jahr und ich sitze im Café: Bei einem Cappuccino im Straßencafé. Menschen strömen durch die Stadt, das schöne Wetter hat viele auf die Beine gebracht. Es ist die Zeit nach der Corona-Krise. Ein bisschen Frühlingsgefühle im späten Sommer.

Wie schön kann das Leben sein! Doch manches ist anders: Die Menschen wirken entspannter. Ich sehe viele Kinder mit ihren Eltern. Hand an Hand. Ich sehe weniger Menschen, die hektisch von Termin A nach Termin B rasen, sondern Menschen, die schon mitten am Tag einfach mal Pause machen. Sich gehen lassen.

Das ist eine Vision. Das Leben geht weiter. Nach Corona. Vielleicht tut es gut, in diesen so unwirklichen Tagen mal einen weiten Blick nach Vorne zu werfen. Die Propheten der Bibel haben das auch gemacht und damit den Menschen viel Mut.

Das setzt aber voraus, dass wir jetzt etwas mitnehmen aus dieser Krise:

Vielleicht die Erfahrung, dass es guttut, aus dem Hamsterrad des Lebens auszusteigen, nicht immer Leistung, Leistung, Leistung, schneller, höher, weiter.

Vielleicht die Erfahrung, dass, wenn ich auf etwas verzichte, dass das nicht automatisch bedeuten muss, ich verliere etwas. Sondern dass das ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

Ich erlebe in diesen Tagen Menschen, die vor Hektik bislang nie zur Ruhe gekommen sind – auf einmal gehen die spazieren. Ein gutes Buch zu lesen ist plötzlich wieder Kult. Ich spiele mit meinen Kindern und meiner Frau fast jeden Abend Doppelkopf. Haben wir jahrelang nicht mehr getan. Ich rufe meine Eltern zurzeit so oft an wie ich das noch nie gemacht habe – und das ist gut.

Keine Frage, diese Corona-Krise ist eine richtig dicke Krise für viele Menschen: für Kranke, für Menschen, deren Unternehmen pleite zu gehen droht, Menschen die Angst haben müssen um ihren Job.

Diese Krise ist aber auch eine Chance, etwas anders zu machen. Jetzt, weil wir´s müssen. Und daraus zu lernen, was uns guttut, und das mitzunehmen in die Zeit danach.

Ich glaube, das Leben geht weiter. Auch nach der Krise. Und es tut gut, sich das öfter mal vor Augen zu führen. Gerade jetzt in dieser Woche, die auf Ostern zugeht. Das Leben geht weiter. Und zwar, weil es anders laufen kann als früher. Und das ist eine richtig gute Vision.

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

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