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04.03.2016

Die Klima-Detektive sind unterwegs

Grüner Hahn

Artikelbild Bei der Bestandsaufnahme: Die Ehrenamtlichen Harald Kornik (links) und Michael Andres begleiten das Umweltmanagement der Evangelischen Kirchengemeinde Linnich. 
„Eigentlich handeln wir doch umweltbewusst.“ Das denken viele Mitarbeitende in rheinischen Kirchengemeinden. Doch wenn sie beim kirchlichen Umweltmanagement „Grünen Hahn“ mitmachen, entdecken sie Schwachstellen beim Energieverbrauch – wie die Gemeinde Linnich.

Die Tür im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Linnich hat beim Rundgang der Ehrenamtlichen ebenso wenig eine Chance wie das Reinigungsmittel neben der Spülmaschine. „Die Tür hat eine Ritze an der Seite, hier zieht die Wärme hinaus“, stellen Michael Andres und seine Begleiter fest. Ein Umstand, der mit isolierendem Füllmaterial schnell behoben werden kann. „Das senkt den Energieverbrauch, den wir dank unserem Grünen Datenbank-Konto später sogar genau beziffern können“, erklärt Andres. Und das als gesundheitsgefährdend entlarvte Spülmittel wird von den Ehrenamtlichen kurzerhand weggeschlossen.

Die Linnicher Kirchengemeinde ist eine von fünf Gemeinden im Evangelischen Kirchenkreis Jülich, die sich im Juni 2015 dem kirchlichen Umweltmanagement-System „Grüner Hahn“ angeschlossen haben und damit eine Zertifizierung nach der europäischen Umwelt-Audit-Verordnung EMAS II anstreben. Vier andere Gemeinden aus dem Kirchenkreis haben diese Urkunde bereits erhalten, insgesamt machen 120 Kirchengemeinden bei dem Umweltmanagement-System der evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen mit.

Der „Grüne Hahn“ wird von der „KlimaExpo.NRW“ ausgezeichnet

Der „Grüne Hahn“ wird heute in Dortmund von der „KlimaExpo.NRW“ als vorbildliches Projekt für den Klimaschutz ausgezeichnet. Die „KlimaExpo.NRW“ ist eine Initiative der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die unter anderem das Umsetzen der Energiewende und das Erreichen der Klimaschutzziele zum Ziel hat.

Bis zur Zertifizierung gilt es beim „Grünen Hahn“ einen vierjährigen Prozess zu durchlaufen. Wie derzeit in Linnich startet der mit einer Bestandsaufnahme, die unter anderem bestehende Heizungs- und Wasseranlagen registriert. Akribisch wird schließlich über Monate hinweg regelmäßig der Verbrauch von Gas, Strom, Wasser und Öl online in die Grüne Datenbank eingetragen.

Alle Engagierten werden für ihren Einsatz geschult

Diese Daten bilden die Grundlage für das Erarbeiten und Umsetzen überprüfbarer Maßnahmen, die den Umweltschutz in der Gemeinde verbessern sollen. „Dazu brauchten wir erst einmal Ehrenamtliche, die zum Glück schnell gefunden wurden“, sagt der Linnicher Michael Andres. Wie der hauptberufliche THW-Mitarbeiter werden derzeit alle freiwillig Engagierten durch Richard Brand, Referent für Umwelt, Klima und Energie der Landeskirche, bei acht Tagungen zu jeweils drei Stunden für ihren Umwelt-Einsatz vor Ort geschult.

„Die Bewahrung der Schöpfung ist bei uns ein Schwerpunkt, und wir handeln schon immer sehr umweltbewusst“, sagt Michael Andres. Doch wenn er und die anderen Ehrenamtlichen mit dem Handbuch des „Grünen Hahn“ in den gemeindeeigenen Gebäuden zur Bestandsaufnahmen unterwegs sind, dann spüren sie immer wieder Lücken im Klimaschutz auf. „Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass unsere vier Heizungsanlagen gar keine eigenen Zähler besitzen“, berichtet Andres. „So können wir gar nicht herausfinden, in welchen Räumen, wann welche Energiemengen verbraucht werden.“

Zehn Prozent weniger Heizkosten, ein statt zwanzig Putzmittel

Dank ihrer regelmäßigen Datensicherung können die Linnicher Umwelt-Detektive aber auch Erfreuliches vermelden: „Ein bereits in den Vorjahren isoliertes Dach hat die Heizkosten um zehn Prozent gesenkt.“ Und der Verbrauch von Reinigungsmitteln wurde in Linnich bereits umgestellt: Statt mit den vorgefundenen 20 Putzmitteln, wird hier in Zukunft nur mit noch zwei umweltverträglicheren Produkten gesäubert.

Wer beim „Grünen Hahn“ mitmache, benötige einen langen Atem, sagt Klaus-Dieter Koß, Umweltbeauftragter im Kirchenkreis Jülich. Durchhaltevermögen wurde in seinem Kirchenkreis mehrfach bewiesen: Hier gibt es insgesamt elf Blockheizkraftwerke und vierzehn Photovoltaikanlagen, und ein neues Blockheizkraftwerk in der bereits zertifizierten Kirchengemeinde Geilenkirchen weist einen um 46 Prozent verringerten Ausstoß an Kohlendioxid vor.

„Man muss dranbleiben, denn es gibt immer wieder neue Technologien, Gesetze oder Förderprogramme, die einem beim Klimaschutz vorwärtsbringen“, sagt Umweltbeauftragter Koß. Daher lädt er unter anderem Firmen ein, die über tageslichtgesteuerte Beleuchtungssysteme oder über Messanlagen informieren, die den Stromverbrauch im Zweisekundentakt aufzeichnen.