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12.05.2018

Himmel?

Das aktuelle "Wort zum Sonntag" aus der Rundschau:

Wie komme ich in den Himmel? Das ist eine der großen Fragen der Menschheit. Eine Antwort mit Augenzwinkern, die mir gefällt, geht so:
Artikelbild Wo finde ich den Himmel? Da sind die Erwartungen und Verheißungen hier auf Erden durchaus verschieden ... (Foto: J. Gerhardt) 

Du bist im Himmel, wenn der Koch aus Frankreich kommt, der Polizist aus England, der Autobauer aus Deutschland und dein Liebhaber aus Italien.

Nur leider, seit dem Abgasskandal scheint auch diese Vorstellung so umfassend nicht mehr zu stimmen. Dann lohnt, in den Tagen nach Himmelfahrt besonders naheliegend, der Blick in die Heilige Schrift: Im Lukas-Evangelium (Kap. 23) wird diese Frage nämlich auch gestellt. Wie komme ich in den Himmel? Und zwar von einem der beiden Männer, die mit Jesus zum Tode verurteilt neben ihm am Kreuz hängen. Während der eine noch lästert und Jesus verspottet „Wenn Du Christus bist, hilf Dir doch selbst!“, hat der andere erkannt, dass sein Leben in einer Sackgasse geendet ist, aus der er sich selbst nicht befreien kann.

Die Frage nach dem Himmel ist die Frage: Wem vertraue ich im Leben und Sterben? Die beiden Männer links und rechts am Kreuz spiegeln zwei sehr menschliche Antworten wieder. Setze ich vor allem auf mich und meine Macht, sogar noch dann, wenn ich ohnmächtig bin, verbunden mit dem Spott für andere, dem Zynismus und der Einsamkeit, die einem dann oft nur bleibt? Oder habe ich die innere Weite zu erkennen, wann ich mit meinem Latein am Ende bin? Und die Größe, das dann auch zuzugeben? „Gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst“, bittet dieser Mann am Kreuz Jesus. Und Jesus hört ihn und verspricht: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“

Der Himmel beginnt, wo ich erkenne, dass  ich andere brauche. Der Himmel beginnt, wo ich spüre, dass andere meinem Leben gut tun. Andere, das sind Menschen, die mir nahe sind: Kinder und Eltern, Freunde, Nachbarn und Kollegen, auch Ärzte und Pfleger. Andere, das ist Gott. Es scheint nie zu spät, das zu erkennen. Ich wünsche mir aber, dass mir das nicht erst klar wird, wenn meine letzte Stunde geschlagen hat.
Joachim Gerhardt

Artikelbild Kölnische Bonner/Rundschau 

Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das "Wort zum Sonntag" in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr: www.rundschau-online.de