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07.09.2020

Heizen und Lüften in der Corona-Pandemie

Artikelbild Foto: ri auf Pixabay 
Damit Kirchenheizungen nicht zu Virenschleudern werden, gilt es wichtige Punkte beim Heizen und Lüften zu beachten. In einem Infoblatt sind jetzt Hinweise kompakt zusammengestellt. In fast allen Lebensbereichen passen wir aktuell unsere Gewohnheiten an, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden. Auch bei der Nutzung von Kirchen gilt es, anders als gewohnt zu handeln. Mittlerweile sind Aerosole als Transportweg für Coronaviren erkannt. In Kirchen kann die Ansammlung und Verteilung...

Damit Kirchenheizungen nicht zu Virenschleudern werden, gilt es wichtige Punkte beim Heizen und Lüften zu beachten. In einem Infoblatt sind jetzt Hinweise kompakt zusammengestellt.

In fast allen Lebensbereichen passen wir aktuell unsere Gewohnheiten an, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden. Auch bei der Nutzung von Kirchen gilt es, anders als gewohnt zu handeln.

Mittlerweile sind Aerosole als Transportweg für Coronaviren erkannt. In Kirchen kann die Ansammlung und Verteilung von Aerosolen, die möglicherweise mit Coronaviren beladen sind, verringert werden. Und zwar durch geändertes Heizen und Lüften.

Dies schränkt die Möglichkeiten des Heizens der Kirchen zwar ein, ein moderates Temperieren zum Gottesdienst, wenn auch auf niedrigeren Temperaturen ist aber dennoch möglich.

In einem Infoblatt haben wir die relevanten Hinweise für das Heizen und Lüften von Kirchen kompakt zusammengestellt. Diese ersetzen nicht die gesetzlichen Regelungen des Bundes und der Bundesländer. Bitte informieren Sie sich auch dort über den jeweils aktuellen Stand. Damit handeln wir nach heutigem Wissenstand verantwortungsvoll und Gottesdienste sind so auch im Corona-Winter 2020/2021 möglich. Dieses Schreiben gibt Ihnen darüber hinaus einige weitergehende Informationen.

Alle empfohlenen Maßnahmen lassen sich in drei Hauptstrategien zusammenfassen, mit denen die Verbreitung von Coronaviren reduziert werden kann:

Darüber hinaus bitten wir Sie aber alle weiteren bewährten Hygieneregeln, wie zum Beispiel die Abstandsregeln, weiterhin zu beachten.

Die Kirchengemeinden sind verpflichtet, sich stets auf den aktuellen Stand der gesetzlichen Regelungen des Bundes und des jeweiligen Bundeslandes auf dem Laufenden zu halten.

Relative Luftfeuchtigkeit im Raum zur Nutzung bei 50 bis 60 Prozent

Eine relative Luftfeuchte von 50 bis 60 Prozent mindert die Infektiosität der in den Aerosolen befindlichen Coronaviren. Ursache dafür ist der Salzgehalt im Aerosol.

Die relative Luftfeuchte lässt sich in der Regel durch die Raumtemperatur direkt beeinflussen. Ist die Luft wärmer sinkt die relative Feuchte, ist es kühler, steigt sie.

Neuere Heizungen haben in der Regel Feuchtefühler, die zur Kontrolle abgelesen werden können. Oder sie sind mit einer Feuchtevorrangschaltung ausgestattet. In diesem Fall sollten hier die neuen Feuchtegrenzwerte einprogrammiert werden.

Alternativ können die Feuchtewerte mit einem einfachen Feuchte-Temperatur-Messgerät kontrolliert werden. Neben dem Momentanwert erfassen sie meist auch die Maximal- und Minimalwerte, so dass eine grobe Einschätzung des Raumklimas möglich ist. Wahrscheinlich wird sich daraus eine Temperatur von rund 10 bis 12 Grad Celsius ergeben.

Reduzierung der Luftbewegungen während des Gottesdienstes

Mittlerweile ist es sicher, dass die Infektion über Aerosole einer der Hauptinfektionswege ist. Der Verteilung von Aerosolen muss also nach Möglichkeit entgegengewirkt werden. Nun bieten Kirchenräume durch ihr großes Volumen die Chance zu einer weiträumigen Verteilung der Aerosole auch in die höheren Raumregionen, dies hat bei der doch nur kurzen Nutzung des Raumes für die Gottesdienste Vorteile. Allerdings kann man leider nicht sicher sein, wohin die Aerosole transportiert werden und ob sie durch die Luftbewegungen wieder in die Region der Besucher*innen befördert werden.

In der Heizperiode stehen wir daher vor dem Problem, dass Heizungen und insbesondere Warmluftheizung eben diese Luftzirkulation im Raum verursachen. Daher sollten Heizungsanlagen circa 30 Minuten vor der Nutzung des Raumes ausgeschaltet werden. Die Luft kann sich dann rechtzeitig vor Eintreffen der Besucherinnen und Besucher beruhigen. Fußbodenheizungen, Wandtemperierungen und Sitzkissenheizungen dürfen durchgehend betrieben werden, da sie kaum Luftströmungen verursachen bzw. diesen sogar entgegenwirken.

Bisher war es üblich, eine Kirche unter der Woche auf eine Grundtemperatur zu halten und zum Gottesdienst die Lufttemperatur anzuheben. Da die Wände aber eine sehr große Trägheit besitzen, bleiben sie in der Regel auf der Grundtemperatur und erwärmen sich nur sehr langsam. Dieser Temperaturunterschied zwischen Luft und Wand ist ein weiterer Motor der Luftbewegungen im Raum. Daher sollte entweder auf eine Temperaturanhebung zum Gottesdienst verzichtet werden oder die Heizungsregelung so eingestellt werden, dass die Temperatur ca. zwei Tage vor dem Gottesdienst erreicht wird. Bei mehreren Gottesdiensten pro Woche kann es daher sinnvoll sein, die reduzierten Temperaturen durchgehend zu halten.

Für viele Raumtypen, wie zum Beispiel Klassenräumen und Büros, wird empfohlen während der Nutzung gründlich zu lüften. Dies ist aber nicht auf Kirchenräume übertragbar. Hier ist ein wirkungsvoller Luftaustausch aufgrund der geringen Lüftungsquerschnitte und der oft zum Querlüften ungünstigen Architektur nicht möglich. Viel mehr führen offene Kirchentüren und Fenster zu ungewollten Luftbewegungen und zum Absinken der relativen Luftfeuchte. Daher sollte während des Gottesdienstes nicht gelüftet werden.

In vielen Kirchen gibt es unter den Fenstern angeordnete Heizstäbe. Diese Fensterheizungen wirken bei kaltem Außenwetter Fallwinden entgegen. Sie reduzieren also die Luftzirkulation im Raum. Daher sollten sie zum Gottesdienst betrieben werden.

Kurzes, aber intensives Lüften nach dem Gottesdienst

Auch wenn in vielen Kirchen ein weitreichender Luftaustausch nur schwer möglich ist, so ist das Lüften doch die effektivste Art, die Virenfracht eines Raumes zu reduzieren. Daher sollte dieser Weg auf jeden Fall genutzt werden. Hierzu sollten nach dem Gottesdienst sämtliche Türen und Fenster möglichst weit geöffnet werden, um eine wirkliche Durchlüftung zu ermöglichen (Querlüftung).

Allerdings darf während der Heizperiode nicht zu lange gelüftet werden, denn kalte und trockene Außenluft lässt die relative Luftfeuchte in der Kirche stark absinken. Diese darf allerdings nicht dauerhaft oder weit unter 50 Prozent absinken, um die Ausstattung, wie zum Beispiel der Orgel, nicht zu schädigen. Auch hier kann der Feuchtefühler der Heizung oder ein einfaches Feuchte-Temperatur-Messgerät Anhaltswerte liefern.

Einige Kirchen haben Fensterflügel, die sich automatisch steuern lassen, oder eine Warmluftheizung mit moderner Regelungstechnik und Außenluftanschluss. Beide Techniken besitzen in der Regel Messfühler, die sowohl das Außen- als auch das Raumklima erfassen und vergleichen. In diesen Fällen ist es sinnvoll, die Anlage bei günstigen Luftzuständen für einen gezielten Luftaustausch oder für eine Konditionierung des Raumklimas auf den Bereich von 50 bis 60 Prozent relative Luftfeuchte zu nutzen.

Infoblatt zum Aushang in Gemeinden

Die Empfehlungen finden Sie schlagwortartig in einem Infoblatt zusammengefasst, das beispielsweise in den Sakristeien ausgehängt werden kann.

Informieren Sie sich bitte auch regelmäßig auf den Infoseiten zur Corona-Pandemie der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sollte sich die Einschätzung der Gefährdungslage ändern, werden Sie dort informiert.

Stand: 01.10.2020
Fachliche Beratung: Energie & Kirche, prisma consult gmbH.

Mehr zum Thema

Die ausführliche Fassung der Stellungnahme „Beheizen & Temperieren von Kirchen während der Corona-Pandemie“ finden Sie hier.

Quelle: "Beheizen & Temperieren von Kirchen während der Corona-Pandemie Stellungnahme und Handlungsempfehlungen zur Heizsaison 2020/2021" im Auftrag von 15 Bistümern und Landeskirchen

Nach der Veröffentlichung der Stellungnahme "Beheizen & Temperieren von Kirchen während der Corona-Pandemie" kam auch die Frage nach entsprechenden Hinweisen zum Beheizen & Temperieren nichtkirchlicher Gemeindegebäude auf. Dazu verweisen wir auf die Stellungnahme der Kommission Innenraumlufthygiene am Bundesumweltamt: Geeignete Lüftungsmaßnahmen in Innenräumen.