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08.12.2018

Gegen den Mainstream

Das aktuelle "Wort zum Sonntag" aus der Rundschau:

Menschen stellen sich ihren Gott gerne so vor, wie er ihnen gefällt oder gerade passt. Das ist die große Gefahr von Theologie zu allen Zeiten.
Artikelbild Anstoß zum Nachdenken auch heute, wie wir von Gott denken und sprechen: die Theologie Karl Barths 

Wenn Menschen dann anfangen, mit Gott eigene Macht zu begründen, Gewalt zu rechtfertigen, Rassen zu unterscheiden und Führer zu verherrlichen, ist es ganz vorbei. So geschehen in Deutschland vor drei Generationen. Und viele, viele sogenannte „Deutsche Christen“ folgten diesen Irrlehren.

Aus Bonn erhob sich damals eine Stimme, die deutlich widersprach: Karl Barth, von 1930 bis 1935 Professor an der Universität und Presbyter der evangelischen Gemeinde. „Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-Können wissen, und eben damit Gott die Ehre geben“, erklärte Barth. Brisante Worte in bedrückender Zeit. Ein Kernsatz seiner „dialektischen Theologie“. Eine klare Haltung gegen den Mainstream seiner Zeit, Gott nach menschlichen Gutdünken zu vereinnahmen.

Die Nazis entzogen Karl Barth den Lehrstuhl. Er emigrierte in die Schweiz. Doch seine Ansicht machte ihn zum wohl bedeutendsten Kirchenlehrer des 20. Jahrhunderts:  Demütig sein im Glauben und entschieden in der Welt gegen jede Form von Diktatur und den Missbrauch von Religion in der Politik. Aus seiner Theologie wuchs der Protest gegen die Nazis, ein lebenslanger Einsatz für Frieden in der Welt und gegen die selbstgefällige Gleichschaltung der Kirche mit der Welt.

Barth starb vor 50 Jahren am 10. Dezember in Basel. Die evangelische Kirche eröffnet dieses Wochenende ein Gedenkjahr an diesen großen Theologen, der zeigt:  Es ist wichtig, immer wieder neu nach Gott zu suchen und zu fragen, gerade weil wir Menschen die letzten Antworten nicht haben. Wer das begreift, kann mit Karl Barth sagen: „Theologische Rede ist heute so aktuell, wie sie immer schon war. Das Wort Gottes veraltet nicht.“
Joachim Gerhardt

Artikelbild Kölnische/Bonner Rundschau 

Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das "Wort zum Sonntag" in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr www.rundschau-online.de