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13.08.2022

Um Sieg oder um Frieden beten

Kirche in WDR3 | 13.08.2022 | 00:00 Uhr

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Guten Morgen.

Es ist seine schwierigste Mission gewesen und es sollte seine letzte sein. Am 17. September 1961 startet ein Flugzeug der Vereinten Nationen in Leopoldville im Kongo. An Bord des geheimgehaltenen Fluges ist der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Dag Hammarskjöld mit seiner Delegation.

Der Schwede will in dem blutigen Krieg vermitteln, der in der ehemals belgischen Kolonie, ausgebrochen ist. Im Hintergrund der gewaltsamen Kämpfe stehen wie so oft die wirtschaftlichen Interessen etlicher Großmächte: die Provinz Katanga ist reich an Bodenschätzen, vor allem an Uran.

Dag Hammarskjöld hat sich als UNO-Chef großes Ansehen erworben. Er hat in vielen Konflikten zuvor bewiesen, dass er sein Amt unabhängig von den Interessen der Großmächte ausübt. Er vertritt die Rechte auch der kleineren und abhängigen Staaten. Frieden zu bewahren ist sein politisches Bekenntnis und dem Frieden gilt auch dieser Einsatz im Kongo. Um Mitternacht befindet sich das Flugzeug schon im Landeanflug auf Ndola, einer Stadt im Grenzgebiet zwischen der Provinz Katanga, die sich vom Kongo losgesagt hat und Nord-Rhodesien, dem heutigen Sambia. Der Pilot fliegt noch eine letzte Schleife und dann bricht jeder Kontakt ab. Kurz nach Mitternacht, also am 18. September, stürzt das Flugzeug fünfzehn Kilometer vom Flughafen entfernt ab. Alle an Bord, sechzehn Menschen, sterben, auch Dag Hammarskjöld. Bis heute ist nicht geklärt, ob es ein Pilotenfehler, ein Schaden am Flugzeug oder ein Sabotageakt war oder gar ein Abschuss durch einen Kampfflieger. Vieles deutet auf das letzte hin, aber Klarheit gibt es bis heute nicht.

Die Welt ist bestürzt, dass diese Friedensmission so abrupt und brutal geendet ist. Gewiss ist: Viele werden sich die Hände gerieben haben. Ihre eigensüchtigen Ziele und ihre Profitgier hatten gewonnen. Bei jedem Streit, bei jedem Krieg gibt es die, die Gewinne machen.

Dag Hammarskjöld ist für seinen aufopferungsvollen Einsatz für Frieden posthum mit der Verleihung des Friedensnobelpreises geehrt worden. Eine wichtige Voraussetzung für seine weltumspannende Aufgabe war seine Überzeugung: Die Kräfte dazu liegen nicht in einem Menschen selbst. Sie kommen ihm von Gott her zu. In der Friedenskapelle im Dom zu Uppsala ist eine Gedenktafel mit einem Wort von Dag Hammarskjöld angebracht: „Nicht ich, sondern Gott in mir.“

Seine christliche Prägung hatte eine große Weite. Dieser große Politiker konnte auch anderen Religionen respektvoll und wertschätzend begegnen. Zugleich war sein Glaube auch von Realitätssinn geprägt. Er wusste: Die Lösungen für die Krisen und Konflikte in der Welt sind nicht durch Kriege zu gewinnen. Wer kämpft oder gar einen Krieg führt, um über einen Gegner zu siegen, hat schon verloren. Denn ein Sieg kann nicht das Fundament für Frieden sein. So verstehe ich auch diese Aussage von Dag Hammarskjölds: „Das größte menschliche Gebet bittet nicht um den Sieg, sondern um Frieden.“ (1)

Dafür will ich beten und dafür, dass vernünftige Menschen in der Politik nicht nach einem Sieg, sondern nach dem Frieden streben, um der Menschen willen.

(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 5 (WDR 3 Choralandacht): )

Gottes Segen und Frieden für Sie und die Welt wünscht Rüdiger Schnurr aus Siegen.

Quellen:

(1) https://gutezitate.com/zitat/193539 (letzter Abruf 01.08.22)

Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/58900_WDR3520220813Schnurr.mp3