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17.11.2018

Kreissynode Bonn fordert „Kindergrundsicherung" und weitere Maßnahmen gegen die zunehmende Familienarmut

Kirchenkreis Bonn

Artikelbild Leben mit wenig Geld, Wohnraum und Perspektive: Mitarbeitende der Bonner Diakonie informierten die Synodalen auf der Kreissynode (Foto: J. Gerhardt) 
In einer langen und intensiven Tagung am Freitag und Samstag hat die Kreissynode Bonn ein deutliches Wort zur Bekämpfung der Kinderarmut verabschiedet und sich auch mit der Zukunft des Superintendentenamtes beschäftgt.

Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bonn fordert deutlich größere Anstrengungen gegen die wachsende Kinderarmut auch in Bonn und der Region. Den Bonner Protestanten geht es vor allem um die Einführung einer Kindergrundsicherung. „Wir müssen Familien die materiellen Voraussetzungen geben, damit ihre Kinder teilhaben können an gesunder Entwicklung und guter Bildung“, betonte der Bonner Diakonie-Geschäftsführer Ulrich Hamacher am Samstag auf der Kreissynode in Bonn. In lebhaften und sehr informativen Gesprächen mit Mitarbeitenden der Diakonie wurde deutlich, wie schwer es Menschen, vor allem Alleinerziehende haben, aus der "Hartz 4-Spirale" wieder herauszukommen.

Artikelbild Seine ruhige und theologisch nachdenkliche Art hat den Kirchenkreis über viele Jahre entscheidend mitgeprägt: Pfarrer Wolfgang Harnisch (l.) feiert am Montag seinen 65. Geburtstag, hier auf seiner letzten Kreissynode als Synodalassessor (Foto: J.Gerhardt) 

Die Synode fordert daher eine bessere Ausstattung der Kindertageseinrichtung und Schulen mit qualifiziertem Personal. Dafür sollten „deutlich mehr Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer und andere Fachkräfte ausgebildet und eingestellt werden". Auch die räumlichen Voraussetzungen in Schulen müssten deutlich verbessert werden. Die Gelder dafür wären sogar mit dem Fond „Gute Schule 2020" längst bewilligt und müssten endlich abgerufen und genutzt werden, heißt es. Alle Bildungseinrichtungen sollen zudem „konsequent auf inklusive Förderung aller Kinder“ durch entsprechende Gestaltung der Lehrpläne, des Unterrichts und der Betreuungszeiten ausgerichtet werden.

Superintendent Wüster: „Kinderarmut ist Familienarmut“ 

„Kinderarmut ist Familienarmut“, erklärte Superintendent Eckart Wüster. Die Bonner Synode dankt ausdrücklich „allen, die sich in Politik und Gesellschaft für eine Bekämpfung der Kinderarmut einsetzen“. Sie  begrüßt die schon beschlossenen und zum Teil umgesetzten Maßnahmen wie der Ausbau der Kindertageseinrichtungen und des Offenen Ganztags (OGS) in den Grundschulen, oder das kostenlose Mittagessen für bedürftige Kinder in den OGSen. Denn es geht nicht um Einzelfälle. Inzwischen habe jedes siebte Kind in Bonn, mehr als der Landesdurchschnitt, Anspruch auf soziale Unterstützung, ergänzte Ulrich Hamacher.

Die Synode bekräftigte zudem, dass auch  die Evangelische Kirche ihren Beitrag zur Bekämpfung der Kinderarmut leisten wolle. Dazu gehöre das öffentliche Eintreten für bessere Lebensbedingungen benachteiligter Kinder genauso wie die Arbeit des Diakonischen Werkes, die Förderung der Kinder in kirchlichen Kindertageseinrichtungen und in der Arbeit der Kirchengemeinden. Die Landessynode wird aufgefordert, ihre eigenen Forderungen für eine Grundsicherung für Kinder zu erneuern und sich den Bonner Beschluss zu eigen zu machen.

Artikelbild Herzlichen Glückwunsch für ein beeindruckendes Ehrenamt, sagt Superintendent Wüster im Namen der Synode: Almut Schubert ist seit 30 Jahren Synodalbeauftragte für Flüchtlingshilfe und Fragen der Migration im Kirchenkreis Bonn (Foto: J.Gerhardt) 

Superintendentenamt künftig als Hauptamt

Das Bonner Kirchenparlament beschloss nach intensiver Debatte ferner, das Superintendentenamt künftig hauptamtlich, das heißt in vollem Umfang zu besetzen. Der Beschluss greift im Herbst 2019, wenn es um die Nachfolge von Eckart Wüster geht. Das Amt des Superintendenten ist in Bonn bislang nebenamtlich und Wüster damit mit einem Viertel seiner Stelle Pfarrer seiner Gemeinde. Die Landessynode hatte den Kirchenkreisen 2012 die Möglichkeit gegeben, diese Praxis zu verändern, was in vielen Kirchenkreisen derzeit diskutiert wird.

Landessynode soll geplante Veränderung der Kirchensteuerverteilung überdenken

Der Kirchenkreis Bonn fordert wie andere Kirchenkreise auch, die Landessynode auf, die geplante Veränderung der Kirchensteuerverteilung im Rheinland zu überdenken und warnt vor „vorschnellen Beschlüssen“. Die Solidarität mit ärmeren Kirchenkreises stehe für Bonn außer Frage“, so Superintendent Wüster.  „Wir sind aber für eine  gezielte Unterstützung zum Beispiel durch Strukturfonds.“ Denn die Einbußen bei den derzeit finanziell besser aufgestellten Kirchenkreisen und Gemeinden seien erheblich, die Effekte bei den dann profitierenden Kirchenkreisen aber vergleichsweise gering.

Haushalt für 2019 ausgeglichen

Vergleichsweise kurz und einmütig war die Diskussion um den Haushalt für 2019, den Susanne Eichhorn bewährt für den Kreissynodalvorstand einbrachte und der breiteste Zustimmung fand.  Auch für das nächste Jahr wird ein ausgeglichener Haushalt  des Kirchenkreises angestrebt. Größte Posten sind die Diakonie mit 864.000 Euro und die Krankenhausseelsorge mit rund 192.000 Euro.

Wahlen

Gewählt wurde auch: Die Synodalbeauftragung für Gottesdienst teilen sich ab sofort Pfarrerin Dr. Wibke Janssen und Pfarrer Georg Schwikart. Als Nachfolger zum Vorsitzenden des Nominierungsausschusses für Pfarrer Prof. Dr. Axel von Dobbeler, der im Frühjahr in den Ruhestand gehen wird, wurde Pfarrer Joachim Gerhardt gewählt.