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Reformation – Ereignis mit Weltbedeutung

NRW-Festakt zum Reformationsjubiläum

Artikelbild Festakt im Landtag: (v.l.) der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends, Landtagspräsident André Kuper, die westfälische Präses Annette Kurschus, Festredner Hans Leyendecker, Ministerpräsident Armin Laschet und der rheinische Manfred Rekowski. 
Motor der Freiheit und Grundlage moderner Gesellschaft: Der Landtag Nordrhein-Westfalen und die Evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen erinnern mit einem Festakt in Düsseldorf gemeinsam an die Bedeutung der Reformation vor 500 Jahren.  

Die Kirche gehöre mitten in die Gesellschaft und habe daher auch im Parlament als dem Herzstück der Demokratie ein Zuhause, sagte Landtagspräsident André Kuper (CDU). Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, hob für die drei evangelischen Landeskirchen in NRW ebenfalls die gesellschaftliche Bedeutung des Glaubens hervor: „Die Botschaft, von der wir als Christen leben, gehört unbedingt in die Öffentlichkeit."
 
Der Journalist Hans Leyendecker nannte die Reformation in seiner Festrede eine „Unabhängigkeitserklärung mit Weltbedeutung“. Sie stehe für Freiheit von der Kurie, der Inquisition und der „Dogmenhuberei“, aber auch für Verantwortung, Bildung und die Bedeutung des Wortes, sagte Leyendecker vor rund 300 Gästen im Plenarsaal des Landtags, darunter Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sowie Spitzenvertreter der Kirchen. Die Reformation sei zudem ein Motor der Hochkultur.
 
Am 31. Oktober jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther (1483-1546) der Überlieferung nach an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg schlug. Am Reformationstag, der in diesem Jahr einmalig bundesweit gesetzlicher Feiertag ist, endet zugleich das Jubiläumsjahr, mit dem die evangelische Kirche 500 Jahre Reformation feiert.

Noch nie sind sich die Kirchen so nah gewesen wie jetzt

Leyendecker beklagte den sinkenden Anteil der Christen in Deutschland und rief die Kirchen zu mehr Ökumene auf. Noch nie in den vergangenen 500 Jahren seien sich die Kirchen so nah und das wechselseitige Verständnis so groß gewesen, sagte der Präsident des evangelischen Kirchentages 2019 in Dortmund. Dabei sei das Kirchenvolk längst weiter als die Bischöfe und theologischen Experten: „Die Leute machen keinen Unterschied mehr zwischen den Konfessionen.“
 
Vehement forderte Leyendecker ein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken. „Niemand sollte mündigen Christen vorschreiben, die Einladung zum heiligen Abendmahl einer anderen Kirche nicht annehmen zu dürfen“, sagte er. „Dass beispielsweise gemischt konfessionelle Paare kein gemeinsames Abendmahl haben sollen, ist doch ein Ärgernis, das zum Himmel schreit.“

„Mischt Euch ein! Nehmt Eure Verantwortung vor Gott und der Welt ernst!"

Auch Landtagspräsident Kuper sagte, es müsse möglich sein, dass Christen „den Schulterschluss schaffen und praktizieren“. Das Reformationsjubiläum eröffne zudem große Chancen zur Verständigung auf grundlegende Werte wie Rede- und Gedankenfreiheit, religiöse Toleranz und Eigenverantwortung des Einzelnen. Martin Luther habe einen Stein ins Rollen gebracht, der Deutschland, Europa und schließlich die ganze Welt auch politisch, gesellschaftlich und kulturell verändert habe. Seine klare Botschaft laute: „Mischt Euch ein! Nehmt Eure Verantwortung vor Gott und der Welt ernst!“
 
Präses Kurschus rief dazu auf, die Impulse der Reformation auch nach dem Ende des Jubiläums wachzuhalten. Sie könnten Wesentliches zu den Grundlagen der modernen Gesellschaften und zum Selbstverständnis der Moderne beitragen, sagte die Theologin, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
 
Gastgeber des Festakts waren neben Kuper und Kurschus der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends.

Zu den Ehrengästen gehörten die Präsidentin des NRW-Verfassungsgerichtshofs, Ricarda Brandts, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, und der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer. Auch Vertreter anderer Konfessionen und Religionen sowie aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur nahmen teil.

Noch bis 24. November 2017 ist im Landtag eine Ausstellung mit dem Titel „Gelebte Reformation – Die Barmer Theologische Erklärung“ zu sehen. Der Landtag hatte bereits Ende 2016 und Anfang 2017 mit einer Lesung beziehungsweise einer Theateraufführung das Reformationsjubiläum gewürdigt.