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26.11.2017

Wer einem der Strom abgestellt wird ...

"Himmel und Erde": Das Magazin der Kirchen im Lokalradio NRW

Dir wird der Strom abgestellt. Das passiert heute doch keinem mehr. Stimmt nicht, erläutert der Bonner Diakoniegeschäftsführer Ulrich Hamacher auf Radio Bonn/Rhein-Sieg und gibt interessante Hintergründe.
Artikelbild Jeden Sonntag ziwschen 8 und 9 Uhr: Nachdenkenswertes, Anstößiges und Berührendes zu Gott und der Welt auf dem Lokalradio in NRW, bei uns "Radio Bonn/Rhein-Sieg 

Anmoderation Wenn in der Wohnung der Strom ausfällt, dann funktioniert so gut wie gar nichts mehr: kein Licht, kein Kühlschrank, auch kochen oder Fernsehgucken geht dann nicht mehr. Gut wenn nur die Sicherung kaputt ist, denn das ist schnell repariert. Im vergangenen Jahr mussten aber 330.000 Haushalte länger ohne Strom auskommen. Ihnen wurde nämlich buchstäblich der Saft abgedreht, weil sie ihre Stromrechnung nicht bezahlt hatten. Gleich mehr dazu, hier bei "Himmel und Erde". Bleiben Sie dran.

MUSIK

Anmoderation: Wer nicht zahlt, der kriegt auch nichts. Das ist im Supermarkt so, und das ist Zuhause nicht anders. Wer seine Stromrechnung nicht bezahlen kann, muss im schlimmsten Fall damit rechnen, dass ihm der Strom abgestellt wird. Solche Stromsperren wurden allein im vergangenen Jahr über 6 Millionen Mal angedroht, und bei 330.000 Haushalten wurde der Strom tatsächlich abgeklemmt.

Hamacher: Es gibt dafür zwei Ursachen. Das eine ist, dass der Hartz-IV-Satz viel zu wenig Geld für die Stromkosten beinhaltet, und das andere ist die Tatsache, dass sich die monatlichen Abschläge berechnen aus früheren Verbräuchen und wenn zum Beispiel die Wohnung an andere Leute vermietet worden ist, die möglicherweise  mit mehr Personen dort drin leben, dann wird ein Jahr lang viel zu wenig Geld für den Strom monatlich gezahlt und am Ende des Jahres kommt die dicke Endabrechnung.

Gerhardt: Ulrich Hamacher ist Geschäftsführer der Diakonie in Bonn. Er kennt noch einen Grund, warum gerade arme Familien mit hohen Stromkosten zu kämpfen haben:

Hamacher: Weil arme Leute sich den stromsparenden Fernseher nicht leisten können und das gilt auch für Kühlschränke und andere Geräte. Das ist wirklich ein Problem, das sehen übrigens auch die Stadtwerke so.

Gerhardt: Mit ihnen haben Diakonie, Caritas und die anderen Wohlfahrtsverbände in Bonn deshalb eine Vereinbarung geschlossen:

Hamacher: Wenn sich Menschen mit dem Problem drohende Stromsperre an die Wohlfahrtspflege wenden, dass dann mit den Stadtwerken Kontakt aufgenommen werden kann und zunächst mal beraten wird und geholfen wird ...

Gerhardt: In der Regel wird dann eine Ratenzahlung vereinbart, sagt Diakoniechef Ulrich Hamacher. Die Zusammenarbeit mit den Bonner Stadtwerken hat für ihn Vorbildcharakter:

Hamacher: Ich wäre sehr dafür, dass alle Stromanbieter im Lande mit ihren jeweiligen Wohlfahrtsverbänden vor Ort derartige Vereinbarungen schließen.

Gerhardt: Das allein wird aber nicht helfen, das Risiko für Stromschulden zu verringern

Hamacher: Weil am Ende haben die etwa Hartz-IV-Beziehenden nicht deswegen mehr Geld. Die Diakonie fordert bundesweit die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze auch wegen der Stromkosten. Eine Größenordnung von 20 Euro mehr wegen der Energiekosten wäre schon dran.

Joachim Gerhardt für Himmel und Erde.

Artikelbild Geschäfsführer des Diakonischen Werks Bonn und der Region, Ulrich Hamacher (Foto: dw-bonn.de) 

Nachhören

Beitrag vom 26. November 2017, in der Sendung Himmel & Erde, dem Magazin der Kirchen immer sonntags von 8 bis 9 Uhr auf Radio NRW / Redaktion: Manfred Rütten, Hier können Sie den Beitrag anhören: http://www.himmelunderdeonline.de/hue/index.php