Metadaten:
Monster unterm Bett
Kirche in 1Live | 14.07.2020 | 00:00 Uhr
Als ich klein war, waren Monster unter meinem Bett. Ich habe sie nie gesehen, aber wusste: Sie sind da. Jetzt bin ich groß – und meine Monster sind mitgewachsen. Sie müssen nicht mehr unterm Bett wohnen. Es können Leichen im Keller sein, böse Träume, die mich nachts schweißgebadet aufwachen lassen.
Manchmal sind es Impulse in mir, die mich an Orte bringen, an denen ich nicht sein will, die mich Dinge sagen lassen, die ich nicht sagen will. Ganz ehrlich: Ich hätte früher nicht gedacht, dass man auch als Erwachsener Angst hat. Ich habe immer gedacht: Irgendwann hat man sein Leben im Griff. Spätestens mit dem Abitur. Oder wenn die Ausbildung fertig ist. Oder wenn das erste Gehalt kommt. Aber bisher bin ich noch nicht an dem Punkt gewesen…
Wenn mich die Monster nicht schlafen lassen, denke ich manchmal an die Geschichten, die ich früher im Reli-Unterricht gehört habe. Von Jesus, wie er böse Geister vertreibt. Früher fand ich die Geschichten spannend. Und hilfreich gegen die Monster unterm Bett. Und ich denke so: Vielleicht ist Jesus auch mitgewachsen und ist da, auch, wenn zwischen uns ungefähr seit der vierten Klasse Funkstille ist. Vielleicht bin ich nicht so allein, wie ich denke. Vielleicht bin ich meinen Gespenstern nicht so ausgeliefert, wie es sich manchmal anfühlt. Und wer weiß – vielleicht schaffe ich es ja eines Tages, meine Monster zu umarmen und ihr Freund zu werden. Muss ja nicht heute sein.
Sprecher: Daniel Schneider
Redaktion: Daniel Schneider
https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/52565_1LIVE20200714Pykaweb.mp3