Kontakt | Impressum

Links zur Aggregation:

Metadaten:

18.10.2018

Videodokumentation der Tagung "User an die Macht!?"

Tagungsreihe: Mehr digitale Souveränität gewinnen VI

Artikelbild Blick ins Plenum der Tagung "User an die Macht!?". Foto: ekir.de 
Datenschutzrecht, Nutzeranalysen in Social Media sowie die Wirkungsweise von Algorithmen und freie Software waren Themen der Tagung „User an die Macht!?“, die am 11. Oktober 2018 in Köln stattfand. Der theologische Beitrag, besonderes Kennzeichen der Tagungsreihe „Mehr digitale Souveränität gewinnen“, setzte sich dieses Mal mit "Datenschutz zwischen User und Algorithmenlogik" auseinander.

Die Vorträge des Vormittags sind in diesem Artikel als Videos abzurufen.

Die Folien des Beitrags von
Dr. Frederike van Oorschot: "Datenschutz zwischen User und Algorithmenlogik. Ehtische Perspektiven"
sind am Schluss dieses Artikels zum Herunterladen bereit gestellt. ­

Viele Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezogen sich auf die Nutzung des Messenger-Dienstes WhatsApp. Pfarrer Kirchenrat Ralf Peter Reimann, Internetbeauftragter der rheinischen Kirche und einer der drei Veranstalter der Tagungsreihe, hat im Rückblick auf die Tagung dazu jetzt einen Blogbeitrag veröffentlicht, auf den wir Sie hinweisen möchten.

Die Diskussion auf der Social Media Wall ist ebenfalls dokumentiert. Zur Social-Media-Wall

Zum Thema:

Der Mensch ist mehr als die Summer seiner Datenspuren im Netz. Bei dieser Aussage treffen sich zivilgesellschaftliches Engagement, Ethik und Theologie. Gemeinsamen mit anderen Akteuren treten die Kirchen dafür ein, mit digitalen Daten, der Währung des 21. Jahrhunderts, sorgsam umzugehen und die informationelle Selbstbestimmung zu stärken.

Dabei bleibt der Umgang mit Daten auf Anbieter- und Nutzerseite auch in diesem Jahr ein zentrales und vieldiskutiertes Netzthema. Um nur zwei wichtige Ereignisse herauszugreifen:

Facebook-Datenskandal und neues Datenschutzrecht:
Wie hat sich das im Netz ausgewirkt?

Die vergangenen  Monate haben einerseits durch den Facebook-Skandal die Verletzlichkeit des Datengeheimnisses von neuem vor Augen geführt. Andererseits sind im Mai die neue Datenschutzverordnung der Europäischen Union und das neue  Kirchengesetz über den Datenschutz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Kraft getreten. Beide haben sich zum Ziel gesetzt, die Persönlichkeitsrechte von Nutzerinnen und Nutzern beim Umgang mit personenbezogenen Daten zu stärken.

Die Tagung hat zu einer aktuellen Standortbestimmung eingeladen:

Vorträge und Workshops mit praktischen Hilfen für den Alltag

Vorträge und Workshops boten eine rechtliche Bestandsaufnahmen zum EKD-Datenschutz, theologische und ethische Denkanstöße zum Umgang mit Daten in einer digitalen Gesellschaft und praktische Hilfestellungen für den kirchlichen Arbeitsalltag. Die Vorträge des Vormittags sind hier als Videodokumentation bereit gestellt. 

Artikelbild Tobias Krafft. Foto: Thomas Koziel, TUK 

Tobias Krafft, M.Sc., hat Informatik studiert und ist zurzeit Doktorand am Lehrstuhl Algorithm Accountability von Prof. Katharina A. Zweig an der TU Kaiserslautern. Als Preisträger des Weizenbaumpreises 2017 des Forums Informatiker für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung reichen seine Forschungsinteressen von der reinen Analyse algorithmischer Entscheidungssysteme bis hin zum Diskurs um deren Einsatz im gesellschaftlichen Kontext. Er ist Sprecher der Regionalgruppe Kaiserslautern der Gesellschaft für Informatik, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den interdisziplinären Studiengang der Sozioinformatik (TU Kaiserslautern) in die Gesellschaft zu tragen.

Vortrag: "Entseelte Entscheidungen" 
In seinem Tagungsbeitrag "Entseelte Entscheidungen" ging er auf die Wirkungsweise und den Einfluss von Algorithmen auf unseren Netzalltag ein: 

"Wir alle verbringen mehrere Stunden am Tag im Internet, egal ob privat oder beruflich und die Pfade, auf welchen wir uns hierbei durchs Internet klicken sind gepflastert von Algorithmen. Die Wenigsten von uns rufen Webseiten direkt auf, sondern versuchen durch z.B. Suchmaschinen und soziale Netzwerke an Informationen und Webseiten zu gelangen, die sie interessieren. Die Begriffe Suchmaschinen, Filterblase und Aufmerksamkeitsökonomie spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle, um zu verstehen wie Daten und Algorithmen das Netz und unsere Wahrnehmung beeinflussen."

Workshop gibt Einblick über Algorithmen im Netzalltag 
Der von ihm geleitete Workshop am Nachmittag gab Einblick in die Wirkungsweise von Algorithmen und Microtargeting im Netzalltag.

Marc Meerkamp hat in Münster Jura studiert und anschließend sein Referendariat in Düsseldorf absolviert, wo er auch das 2. Staatsexamen abgelegt hat. Danach lebte er ein Jahr lang in Südafrika und nahm dort an einem LL.M. Studiengang (Master of Laws) teil, den er gerade abschließt .

Er arbeitet als Rechtsanwalt bei Kremer Rechtsanwälte und betreut dort unter Sascha Kremer im Schwerpunkt das IT-Recht und den (kirchlichen) Datenschutz.

Vortrag: "Mehr digitale Souveränität gewonnen?"
Sein Vortrag "Mehr digitale Souveränität gewonnen?" bot eine juristische Bestandsaufnahme nach den Datenskandalen bei Facebook und den neuen Datenschutzgesetzen.

Im Juni hat der Europäische Gerichtshof festgestellt, dass Seitenbetreiber auf Facebook für Datenschutzverstöße mitverantwortlich gemacht werden können. Seitdem gibt es viel Unklarheit. Rechtsanwalt Marc Meerkamp wird in seiner Bestandaufnahme zu den neuen Datenschutzgesetzen auch diesen neuen Sachverhalt berücksichtigen.

Workshop: Das EKD-Datenschutzrecht in der Praxis kirchlicher Einrichtungen 
Fragen zum EKD-Datenschutzrecht in der Praxis kirchlicher Einrichtungen und der aktuelle Stand zur Nutzung von Messenger-Diensten wie Whats App im kirchlichen Raum standen im Mittelpunkt des Workshops am Nachmittag.

Bildunterzeile Dr. Frederike van Oorschot: Foto: privat 

Dr. theol. Frederike van Oorschot ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ökumenischen Institut der Universität Heidelberg. In ihrer Promotion befasste sie sich mit der Frage nach der Relevanz der Theologie für die gesellschaftliche Öffentlichkeit. Neben einem Habilitationsprojekt zur Bedeutung der Schrift für Theologie und Kirche forscht sie zu den Auswirkungen von digitalen Prozessen auf die gegenwärtige Lebenswelt und ihrer theologisch-ethischen Reflexion.

Vortrag: "Datenschutz zwischen User und Algorithmenlogik"
Dr. Frederike van Oorschot spricht über "Datenschutz zwischen User und Algorithmenlogik". Sie fragt nach einem ethischen Reflexionsrahmen für Entscheidungen zum Datenschutz: Was ist eigentlich Datenschutz? Wer oder was soll geschützt werden? Vor wem oder was? Anhand dieser Fragen entwickelt sie aus theologisch-ethischer Perspektive Orientierungen für anstehende Fragen rund um Datenschutz. Dabei geht sie auf Aspekte wie Freiheit, Würde, Privatheit und Sünde ein.

 

 

Bildunterzeile Stefanie Velten. Foto: privat 

Stefanie Velten ist freiberufliche, IHK zertifizierte, Social Media Managerin und Online Redakteurin. Als 'digital native' wuchs sie mit den ersten Schritten des Internets auf und hat diese Erfahrungen und Liebe zu ihrem Beruf gemacht. Nach einer erfolgreichen Karriere als Unternehmensberaterin unterstützt sie heute Unternehmen in allen Fragen zu Social Media Marketing und hilft die Potenziale der modernen Online-Medien für Marken und Produkte bestmöglich einzusetzen. Außerdem arbeitet Stefanie Velten als Dozentin für Social Media bei der Deutschen Bundesbank und vermittelt dort in ganz Deutschland den sicheren und gesunden Umgange mit neuen Medien. 

Workshop: "Daten in Social Media"
In ihrem Workshop "Daten in Social Media - wie transparent und sicher sind Nutzerdaten?" ging es um Cookies, Zählpixel, Tracking und mehr aus der Perspektive von Nutzern und Unternehmen.

Der letzte Facebook-Datenskandal, das Schnittstellen-Leck, über das Cambridge-Analytica Daten von 87 Millionen Nutzern abgezogen hat, liegt erst wenige Monate zurück. In der vergangenen Woche dann die Meldung: 50 Millionen Nutzerkonten wurden gehackt.

Zum ersten Mal ist Facebook direkt gehackt worden, der genaue Umfang der gehackten Daten steht noch nicht fest, z.B. ob auch Informationen von Konten betroffen sind, bei denen sich die Nutzerin oder der Nutzer via Facebook eingeloggt hat. In ihrem Workshop "Daten in Social Media" ist Stefanie Velten auch auf diese aktuellen Ereignisse eingegangen.

 

 

 

Bildunterzeile Wolf-Dieter Zimmermann 

Wolf-Dieter Zimmermann, ehemals Leiter des Studienseminars Neuss, und ist jetzt pensioniert.

Seit zwei Jahren organisiert er den Linuxtreff in Mülheim an der Ruhr. Dort werden zeitgleich mit dem Repair Café einmal im Monat alte Laptops (inzwischen sind es 160 Rechner) mit dem Betriebssystem Linux und komplett Freier Software lauffähig gemacht bzw. erhalten.

Workshop: "Alternative: Offene Daten - Freie Software im kirchlichen Arbeitsalltag"
In seinem Workshop "Alternative: Offene Daten - Freie Software im kirchlichen Arbeitsalltag" stellt er Programme für unterschiedliche Arbeitsbereiche vor.

Wolf-Dieter Zimmermann ist davon überzeugt, dass lizenzfreie, offene Betriebssysteme und freie Software die digitale Souveränität des einzelnen stärken können:

"Es gibt keinen Grund, wertvolle Ressourcen in den Elektroschrott zu werfen, bloß weil große amerikanische Konzerne aus Profiinteresse die Parole: 'Immer mehr, immer schneller' vertreten. Es gibt auch keinen Grund, sich auf unzuverlässige (Windows) oder teure (MacOS) Betriebssysteme oder virenanfällige Rechner zu verlassen. Freie Software, die lizenzkostenfrei zu Verfügung steht, gibt es für fast alle Anwendungsgebiete.“

In der Lehrerausbildung vertrat er die Meinung, dass eine medienkritische Bildung nur auf der Basis Freier Software, die allen lizenzkostenfrei zur Verfügung und zum Studium steht, gelingen könne.

Konsequenterweise war der Ausbildungsalltag in Neuss dadurch bestimmt, dass ausschließlich Freie Software in der Ausbildung verwendet wurde. Da es kaum einen schulischen Arbeitsbereich gibt, in dem es keine hervorragenden Beispiele Freier Software gibt, wurde die medienkritische Ausbildung in Neuss nicht durch fehlende Programme behindert. Insofern war auch seine Mitarbeit beim „Werkzeugkasten Freie Software“  nur konsequent.

Praktische Hinweise

Die Tagung wurde ausgerichtet vom Arbeitsbereich Neue Medien an der Evangelischen Akademie im Rheinland, der Internetarbeitsstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland  und der Melanchthon-Akademie Köln

Hashtag: #digitaleSouveränität