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06.05.2021

Rote Karte für unfaire Spieler im Netz

Kirche in WDR2 | 06.05.2021 | 00:00 Uhr

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Eigentlich ist es doch ganz einfach. Hinter dem Hochhaus vier Jungs auf der Wiese. Ein Fußball. Bevor es losgeht, sprechen sie über die Regeln. Wer beleidigt, rote Karte, sagt einer. Die anderen nicken. Die vier sind ungefähr im Grundschulalter. Wahrscheinlich eine Regel aus der Schule, denke ich. Aber so kurz und knapp und verständlich, dass die Kinder sie verwenden. Wer beleidigt: Rote Karte. Darf nicht mehr mitspielen. So einfach ist das ja leider nicht immer und überall. Die letzte rote Karte wollte ich am Samstag verteilen. Auf dem Parkplatz, sowieso ein sensibles Terrain.

Dumme Tussi, blafft mich ein Mann an, der nicht aus seinem Auto kommt. Nicht, weil ich ihn zugeparkt habe, sondern er sich selbst und ich nicht schnell genug wegfahre. Kapiert er aber nicht. Da eine rote Karte zu haben, fände ich ganz prima. Heute für ihn kein Einkauf in diesem Supermarkt. Oder sein Auto springt gleich nicht mehr an.

So eine Parkplatz-Begegnung ist ja noch vergleichsweise harmlos. Verglichen mit dem, wie Dinge im Netz kommentiert werden. Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen sind da an der Tagesordnung. Das geht bis zu Erniedrigung und Vergewaltigungsphantasien. Gerade Frauen erleben immer häufiger sexualisierten Hass. Wie zum Beispiel Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer. Was tun?

Die Evangelische Kirche in Deutschland hat zusammen mit anderen vor kurzem elf Gebote der Netz-Kommunikation veröffentlicht: Nicht richten, heißt es da. Sachlich bleiben, das Gegenüber im Netz respektieren. Wer alles genauer lesen will, kann die elf Gebote auf insgesamt vier Seiten im Netz finden.

Wobei ich mich schon ein bisschen frage, wer das dann wohl liest. Und ob es wirklich die erreicht, die es lesen sollten. Die Täter und Täterinnen sozusagen.

Und wieso reicht eigentlich nicht ein einfaches „Bleibt höflich“ oder „Bleibt nett zueinander“. Wann haben die Leute das verlernt? Denn ich glaube nicht, dass jemand zur Unhöflichkeit erzogen wird.

Wenn solche schlichten, eigentlich selbstverständlichen Appelle nichts nützen? Dann bin ich für die rote Karte. Also melden und/oder sperren. Reichweitentechnisch ist es eh besser, krude oder beleidigende Beiträge nicht noch weiter hervorzuheben, in dem man sie kommentiert. Entfolgen Sie doch einfach Menschen mit eindeutig zweifelhaften Botschaften wie Fake News, Verschwörungserzählungen oder schlichtem Hass.

Seit April gibt es auch neue Gesetze gegen Hass und Hetze. Höhere Strafen und ab nächstem Jahr eine Meldepflicht für die sozialen Netzwerke. Bis dahin: Sorgen Sie selbst dafür, dass der Account gesperrt wird. Mit Trump hat das ja auch irgendwann klappt. Zumindest bei Twitter.

https://anstanddigital.de/11-gebote/?, zuletzt abgerufen am 6. April 2021 https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/luisa-neubauer-ueber-hatespeech-was-ueber-mich-geschrieben-wird-ist-schon-krass-a-19bd80bb-4fec-4fea-8e11-85b817c05bf3, zuletzt abgerufen am 14. April 2021

Redaktion: Pastorin Sabine Steinwender-Schnitzius

https://www.kirche-im-wdr.de/uploads/tx_krrprogram/55217_WDR220210506Garbisch.mp3