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Helfende Gespräche unter freiem Himmel

Pop-Up-Seelsorge

Artikelbild Christa Obersteiner gehört zu den ehrenamtlich Mitarbeitenden, die bei der Pop-Up-Seelsorge engagiert sind. 

Ob mit dem heimischen Handgerät oder über die Ur-Funktion des Smartphones – das Telefonieren hat in der Corona-Pandemie eine Renaissance erfahren. In Zeiten, in denen Menschen sich nicht treffen können, hilft ein Telefongespräch. Um Mut zuzusprechen, sich nach dem anderen zu erkundigen oder generell beim Zeitvertreib. Doch letztendlich ersetzt nichts das Gespräch von Angesicht zu Angesicht.

Das dachten sich auch Constanze Jestaedt-Fischer, Leiterin des Stadtteilladens in Düsseldorf-Flingern, und Peter Krogull, Pfarrer für Seelsorgefortbildung und -entwicklung im Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf. So entstand die Idee zur Pop-Up-Seelsorge, einem Kooperationsprojekt zwischen der Evangelischen Kirche und der Diakonie in Düsseldorf.

Mutiger geworden und neue Dinge ausprobiert

„Wir haben uns die Frage gestellt, wie Ehrenamtliche im Bereich der Seelsorge in diesen Zeiten weiter tätig sein können. So entstand die Idee zur Pop-Up-Seelsorge“, erzählt Constanze Jestaedt-Fischer. Die Corona-Krise hat das Leben verändert, auch das Seelsorge-Angebot. Plötzlich war es nicht mehr in gewohnter Art möglich, seine Sorgen einem Gegenüber mitzuteilen und ihn dabei zu sehen.

„Ansonsten ist die Seelsorge eher öffentlichkeitsscheu und findet im Verborgenen statt“, sagt Heike Schneidereit-Mauth, Leiterin der Abteilung Seelsorge im Kirchenkreis Düsseldorf. „In diesen Zeiten mussten wir an vielen Punkten kreativ werden und haben neue Formen entwickelt. Beispielsweise via Video oder als Spaziergang. Die Pop-Up-Seelsorge ist eine sehr schöne Idee und eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Es macht mich stolz, dass wir in dieser Krise mutiger geworden sind, um neue Dinge anzustoßen und auszuprobieren.“

Ab sofort steht der eigens für das neue Angebot angefertigte Tisch mit der Plexiglasscheibe montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr auf dem Platz der Diakonie in Düsseldorf-Flingern. „Das Angebot findet unter freiem Himmel statt, alles natürlich unter den gegebenen Regeln“, sagt Peter Krogull. „Der Bedarf ist groß. Viele Menschen sind in dieser Zeit von Einsamkeit betroffen und freuen sich, wenn sie sich einfach mal aussprechen können.“

Sorgen um den Arbeitsplatz und die Kinder

Sorgen am oder um den Arbeitsplatz, die Befürchtung, die Kinder könnten in der Schule den Anschluss verpassen oder einfach das Gefühl alleine zu sein – die Seelsorgerinnen und Seelsorger schenken den Menschen nicht nur einfach ihr Gehör, sondern können durch das neue Angebot nun auch wieder visuell helfen, beispielsweise mit einem Lächeln oder einem Kopfnicken.

„Die Menschen teilen Probleme und Sorgen, die wir eigentlich alle haben. Manche Themen machen einen echt betroffen. Aber sich dabei zu sehen, das macht enorm viel aus“, erklärt Christa Obersteiner, die eine von 24 Teilnehmenden der aktuellen Seelsorgefortbildung ist und innerhalb der Pop-Up-Seelsorge Praxiserfahrung sammeln kann.

„Das Angebot hat einen niederschwelligen Zugang, die Gespräche geben den Menschen Stabilisierung, gerade Seniorinnen und Senioren oder denjenigen, die zu Risikogruppen gehören. Für diese Menschen gab es zuletzt keine entsprechenden Angebote“, sagt Constanze Jestaedt-Fischer. „Und viele sind schlichtweg müde vom vielen Telefonieren.“

Die Angebot der Pop-Up-Seelsorge läuft zunächst bis zu den Herbstferien Mitte Oktober. Bei gutem Wetter werden der leicht zu desinfizierende Tisch sowie die Stühle vor dem Hauptgebäude der Diakonie (Platz der Diakonie) aufgebaut, bei schlechtem Wetter wird unter das Vordach ausgewichen. Spontanbesuche sind möglich und erwünscht.