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02.02.2019

Kirchenleitung zu Gast an der Ruhr

EKiR / Kirchenkreis An der Ruhr

Bildunterzeile In der Ladenkirche bedankte sich Präses Rekowski für die Mülheimer Gastfreundschaft. 
Das evangelische Mülheim in knapp anderthalb Tagen erlebte die Kirchenleitung der evangelischen Kirche im Rheinland bei ihrer Visite im Kirchenkreis An der Ruhr.

„Wir wollen den Kirchenkreis vor Ort wahrnehmen und sehen, in welchen Kontexten er arbeitet“, formulierte Präses Manfred Rekowski die Intention der Visite. Zu diesem Besuch bricht das höchste Leitungsgremium der Rheinischen Landeskirche regelmäßig auf, ein bis zwei der 38 rheinischen Kirchenkreise werden jedes Jahr angefahren. Begrüßt wurde die Delegation im Haus der Evangelischen Kirche Mülheim durch Superintendent Gerald Hillebrand und Bürgermeisterin Margarete Wietelmann.

Einblicke in die praktische Arbeit bekamen die Gäste bei Vor-Ort-Besuchen in Kleingruppen gemeinsam mit den Mitgliedern des Kreissynodalvorstands. Angesteuert wurden parallel: Diakoniewerk Arbeit & Kultur gGmbH, Petrikirchenhaus und die Singschule der Vereinten Ev. Kirchengemeinde, Eppinghofer Ökumene, Offene Ganztagsschule Heinrichstraße und KiTa Sonnenblume. Am zweiten Tag der Kirchenleitungsvisite stellten sich die Notfallseelsorge, das Hospiz, die Therapeutische Wohngemeinschaft der Diakonie und die Kirchenkreis-Verwaltung den Besucherinnen und Besuchern vor. Außerdem auf dem Programm: Beratungen von Kirchenleitung und Kreissynodalvorstand, untereinander und gemeinsam.

Lobende Worte fand Bürgermeisterin Wietelmann für die Zusammenarbeit von Kirche und Stadt insbesondere im Einsatz für Bildung und Chancengleichheit: „Immer wieder treffen wir hier auf Angebote und Projekte, die von der Kirche initiiert wurden. Das kirchliche Engagement hinterlässt Spuren in der Stadt, aktuell beteiligt sich zum Beispiel die Evangelische Familienbildungsstätte am Mülheimer Bildungsnetzwerk MH/0/25.“ Strukturwandel im Ruhrgebiet, Arbeitslosigkeit, Flüchtlingssituation waren weitere Themen, die im Gespräch zwischen Kirchenvertretern und Bürgermeisterin angesprochen wurden. – Nicht zuletzt auch die Ökumene „und da sind wir gerade im Ruhrgebiet deutlich über den „Nice-to-meet-you-Status“ hinaus, stellte Barbara Rudolph als zuständige Oberkirchenrätin fest. Ein großes Dankeschön an die Mülheimer Gastgeber des Rheinischen Jugendcamps 2020 übermittelte Oberkirchenrätin Henrike Tetz, Leiterin der Abteilung Erziehung und Bildung im Landeskirchenamt.

„Perspektiven für Menschen finden, die keine Perspektiven haben“, so formuliert Geschäftsführer Ulrich Schreyer, was sich das Diakoniewerk Arbeit & Kultur zum Ziel gesetzt hat. Das Diakoniewerk war eines von vier Zielen für die Vor-Ort-Besuche am ersten Tag der Visite.

Das Diakoniewerk Arbeit & Kultur ist Beschäftigungsträger für Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt kaum vermittelbar sind, betreibt außerdem die Mülheimer Tafel. „Große Hochachtung vor der Professionalität der hier geleisteten Arbeit“ zollte Präses Rekowski den Mitarbeitenden der Tafel, die als eine von wenigen keine Bedürftigkeitsnachweise von ihren Kundinnen und Kunden fordert. „Hier wird nicht nur Mildtätigkeit und Barmherzigkeit praktiziert, indem materielle Not gelindert wird“, sagte Präses Rekowski. „Die Mitarbeitenden hier bei der Diakonie haben einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen.“

Tafel, Schreinerei, Textilverkauf, Küche - die Besuchsdelegation von der Kirchenleitung war beeindruckt von der Vielfalt der Betätigungsfelder im Mülheimer Diakoniewerk. Bei allem, was das Diakoniewerk tut, hängt es von Projektmitteln ab, erfuhren die Besucher in der Kranhalle im ehemaligen Recyclinghof an der Georgstraße. „Wir müssen uns ständig neu erfinden, weil die Projektfinanzierungen ständig wechseln“, beschreibt der Geschäftsführer die Lage der durch den Kirchenkreis getragenen gGmbH. „Bei Arbeitslosigkeit ist es das Wichtigste, Menschen wieder Struktur zu geben, aber wie soll das gehen, wenn die Projektmittel nach ein paar Monaten schon wieder auslaufen?“ So waren es die sozialpolitischen Rahmenbedingungen des diakonischen Engagements, die die Mitglieder der Kirchenleitung besonders interessierten. In einem waren sich Präses und Diakoniewerkgeschäftsführer einig: „Kirche kann kein Reparaturbetrieb für verfehlte Sozialpolitik sein“. Rekowski: „Unsere Rolle als Kirche verlangt es, dass wir uns als Lobbyisten für die Menschen einsetzen und dafür sorgen, dass auch Langzeitarbeitslose ihre Rechte verwirklichen können.“

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Beeindruckt vom starken Netzwerk der Mülheimer Notfallseelsorge zeigten sich die Gäste der Kirchenleitung am zweiten Tag der Visite. In der Feuerwehrschule wurden sie nicht nur vom Notfallseelsorgeteam empfangen, sondern auch von Vertreterinnen und Vertretern (nahezu) aller Hilfsorganisationen. Kooperationspartner von DRK, Johannitern, Maltesern und DLRG dankten ebenso für die gute Zusammenarbeit und seelsorgliche Unterstützung ihrer Einsatzkräfte wie Feuerwehr, Polizei und THW. „Das Netzwerk hier ist sicherlich außergewöhnlich, auch im Vergleich zu anderen Städten“, lobte Feuerwehrchef Burkhard Klein, der gerne darauf verzichtete, die Notfallseelsorger ausdrücklich willkommen zu heißen, „denn sie sind hier keine Gäste, sie gehören dazu.“ Für den Notfallseelsorger Guido Möller gilt das in besonderem Maße. Er hat sein Dienstbüro in der Mülheimer Feuerwache. „Man teilt den Alltag mit den Feuerwehrleuten und das macht viel aus“, so Guido Möller. Auf über 20 Jahre Arbeit blickt die Notfallseelsorge im Kirchenkreis An der Ruhr zurück. Seit 2013 werden auch Ehrenamtliche zu Notfallseelsorgenden ausgebildet. Der Lehrgang, der sie dafür qualifiziert, umfasst 111 Unterrichtsstunden inklusive Rettungsdienstpraktikum und Supervision. Die professionelle Arbeit der Seelsorger, das machten die Kooperationspartner aus den Rettungsdiensten deutlich, werde hoch geschätzt.

Perspektivisch wird sich die Vernetzung der Notfallseelsorge ausweiten. „In der Ausbildung arbeiten wir jetzt schon eng mit Essen zusammen, mittlerweile kommen auch Teilnehmende aus Duisburg hinzu“, so Notfallseelsorger Guido Möller. „Auch die Kontakte zu den muslimischen Notfallbegleitern im Ruhrgebiet wachsen.“ Dass das Netzwerk nicht aus sich selbst heraus wächst, machte der Besuch sehr deutlich. „Je größer der Anteil der Ehrenamtlichen wird, desto stärker wird auch hauptamtlicher Einsatz für Schulung und Begleitung nötig“, stellten die Gäste von der Kirchenleitung fest.

Über ihre Eindrücke aus Gesprächen und den verschiedenen Besuchen tauschen sich Kirchenleitung und Kreissynodalvorstand gemeinsam und auch in getrennten Sitzungen aus. Dabei entfalten die Vor-Ort-Besuche der Kirchenleitenden nicht nur unmittelbar kircheninterne Wirkung. Präses Rekowski: „Das Gesehene und Erlebte nehmen wir mit in Gespräche zum Beispiel mit der Politik, aber auch mit Unternehmen. Die Visiten helfen uns beim Wissenstransfer auch in die Fachverbände der Diakonie“, erklärte Präses Rekowski. „Wir haben dabei keine höheren Einsichten als die Politiker oder Fachkräfte auf ihrem Gebiet. Aber wir müssen mit konstruktiver Penetranz Lobbyisten für die Menschen sein“.

 

Stichwort Kirchenleitung

Die Kirchenleitung ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Sie besteht aus sechs hauptamtlichen und neun nebenamtlichen Mitgliedern. Der Präses sitzt ihr vor. Präses, Vizepräses und Vizepräsident gehören gleichzeitig zu den sechs hauptamtlichen Kirchenleitungsmitgliedern; bis auf den Präses stehen diese jeweils einer der fünf Abteilungen des Landeskirchenamts vor. Unter den neun nebenamtlichen Mitgliedern der Kirchenleitung sind sechs Sitze für Nichttheologinnen und Nichttheologen vorbehalten.