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03.12.2019

Auszeichnung für die Notfallseelsorge

Ökumenischer Neujahrsempfang Mülheim an der Ruhr

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Gleich doppelt geehrt wurden die ehrenamtlichen Notfallseelsorgenden beim ersten ökumenischen Neujahrsempfang in Mülheim. Sie erhielten den Hoffnungspreis des Evangelischen Kirchenkreises und die Nikolaus-Groß-Medaille des Katholischen Stadtdekanats. 

Beim ökumenischen Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr und des Katholischen Stadtdekanates in Mülheim wurden die ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger für ihr Enga-gement geehrt. Sie erhielten den Hoffnungspreis des Evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr und die Nikolaus-Groß-Medaille des Katholischen Stadtdekanats. Seit 2014 verstärken ehrenamtliche Kräfte das Team der Notfallseelsorge im Kirchenkreis An der Ruhr. 30 Ehrenamtliche und 19 Pfarrerinnen und Pfarrer teilen sich aktuell die Schichtdienste, so dass eine Rund-um-die-Uhr-Rufbereitschaft der Notfallseelsorge für Mülheim gewähr-leistet ist. 

Die Notfallseelsorgenden werden von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei zum Beispiel dann alarmiert, wenn eine Todesnachricht überbracht werden muss, wenn Menschen suizidgefährdet sind oder nach einem größeren Unglück besonders viele Menschen Beistand benötigen. Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger helfen Menschen in schweren Verlustsi-tuationen. So begleiten sie etwa nach Verkehrsunfällen die Unfallbeteiligten. Oft leisten Notfallseelsorgende auch Beistand, wenn ein Mensch zu Hause verstirbt.

„Es ist eine große Ehre, diese Preise entgegen zu nehmen, wir empfinden sie als große Anerkennung und Wertschätzung“, sagte Notfallseelsorger Siegfried Hardt stellvertretend für die geehrte Gruppe. Pfarrer Guido Möller, hauptamtlicher Koordinator der Mülheimer Notfallseelsorge, blickte zurück auf den Beginn der Ehrenamtlerausbildung 2014: „Sofort bildete sich wie vom Zauberhand ein erster ökumenischer Lehrgang“, das Interesse mitzumachen, beschränkte sich nicht auf eine Konfession. „in der Ausbildung haben wir viel verlangt, es wurde viel gelernt“, sagte Pfarrer Möller anerkennend, „und auch gemeinsam Andacht gehalten, miteinander gebetet und die ökumenische Vielfalt genossen.“

Zu den Notfallseelsorgenden gehören auch Frank und Claudia Görgens. Claudia Görgens war gleich beim ersten Lehrgang für ehrenamtliche Notfallseelsorger dabei. „Wir hatten vor Jahren in der Familie einen Todesfall. Damals habe ich tolle seelsorgerliche Unterstützung bekommen und später gedacht „…wenn ich das einmal zurückgeben kann…“. Einige Jahre vergingen. Frank und Claudia Görgens engagierten sich da schon in der freiwilli-gen Feuerwehr. Als Pfarrer Guido Möller den ersten Lehrgang für ehrenamtliche Notfallseelsorger ausschrieb, zögerte Claudia Görgens nicht lange. Ihr Gatte war einige Lehrgänge später auch im Boot. 

„Reden, schweigen, Perspektiven zeigen – und vielleicht auch erstmal gemeinsam einen Kaffee aufsetzen“, beschreiben die beiden Notfallseelsor-genden ihr Tun am Einsatzort. „Wir sind für die Menschen da, solange sie uns brauchen und halten erstmal mit ihnen aus.“ Zum Einsatz kommen die sie nicht nur bei Unglücken oder Unfällen auf der Straße, sondern oft auch in Privatwohnungen, da ist Sensibilität gefragt. „Wir kommen als Fremde in die Wohnung, in der gerade ein Familienmitglied verstorben ist – viel intimer geht’s nicht“, beschreibt Claudia Görgens eine Situation, die sie mittlerweile schon öfter erlebt hat. Wenn die Notfallseelsorger gerufen werden, treffen sie meist auf große Akzeptanz „Ich habe noch nie Vorbehalte erlebt“, berichtet Frank Görgens. „Nicht gegen mich als Mann, als Christ, oder sonst etwas.“ Dabei kommen die Notfallseelsorger zu allen Mülheimern, die Hilfe möchten. „Da sind auch Flüchtlingsfamilien dabei oder andere Menschen, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben“, erklärt Frank Görgen.

Frank und Claudia Görgen vereinbaren das Ehrenamt, rund 14 sechsstün-dige Notfallseelsorge-Schichten im Jahr plus Supervisionen und Fortbildungen, mit ihren regulären Berufen, er als Krankenpfleger in einer psychiatrischen Klinik, sie als Projektmanagerin in der Industrie. „Die Ehrenamtlichen bereichern unser Notfallseelsorge-Team in ganz besonderer Weise“, sagt Pfarrer Guido Möller, der die Notfallseelsorge in Mülheim hauptamtlich koordiniert. „Sie sind Lehrer, Rentner, Selbstständige, Personaler, Sozialpädagoge oder Kaufmann und bringen alle ihre persönliche Perspektive in die Ausbildung und in die Arbeit ein, diese Vielfalt tut uns gut.“ Im ehrenamtli-chen Bereich ist die Notfallseelsorge ökumenisch aufgestellt, sowohl evangelische als auch katholische Notfallseelsorgende gehören zum Team. Als ökumenisches Team ist auch das Notfallseesorge-Ehepaar Görgen aufgestellt, er katholisch, sie evangelisch.

Um für den Dienst gerüstet zu sein, haben alle ehrenamtlichen Teammitglieder eine neunmonatige Ausbildung mit 120 Unterrichtsstunden absolviert. Neben Grundlagen der Psychologie mit Themen wie Krisenintervention, Kommunikation und Erhaltung der seelischen Gesundheit standen auch Strukturen von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei auf dem Stunden-plan. Hinzu kamen Einsatzpraktika der „Notfallseelsorge-Schüler“ bei Polizei und Rettungsdienst. „Das alles ist ,nur‘ die Grundlage“, erklärt Notfallseelsorger Guido Möller. „Denn jeder Einsatz ist anders. Jedes Mal, wenn man an einem Unfallort, das kann auch in einer Privatwohnung sein, ankommt, ist von Neuem Offenheit und Einfühlungsvermögen gefragt.“ 

Die Notfallseelsorgenden übernehmen nicht nur regelmäßige Rufbereitschaften, sondern treffen sich auch zu Supervisionen und Fortbildungen. Wer sich als Notfallseelsorgerin oder -seelsorger engagiert, soll mindestens 35 Jahre alt und Mitglied in einer christlichen Kirche sein und dazu bereit, mindestens 14 Einsatzschichten pro Jahr in der Rufbereitschaft zu übernehmen. Im Januar beginnt ein neuer Ausbildungskurs gemeinsam mit dem Kirchenkreis Essen. 

Der Hoffnungspreis des Kirchenkreises An der Ruhr wird traditionell jährlich zum Neujahrsempfang verliehen. In diesem Jahr, anlässlich des ersten ökumenischen Neujahrsempfangs, gemeinsam mit der Nikolaus-Groß-Medaille des katholischen Stadtdekanats. Beide Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von 1500 Euro verbunden.