13.08.2020

Rheinische Kirche ruft zu Spenden für Opfer der Explosion in Beirut auf

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Pressemitteilung Nr. 101/2020

Beirut/Düsseldorf. Die Evangelische Kirche im Rheinland schließt sich einem Spendenaufruf der Evangelischen Kirche in Syrien und im Libanon (NESSL) für die Opfer der Explosion im Beiruter Hafen an. „Die Explosion hat die gesamte Bevölkerung der Stadt getroffen. Mit dem Projekt ,Beirut Hope‘ will die diakonische Hilfsorganisation Compassion Protestant Society (CPS) unserer Partnerkirche 1000 Wohnungen wiederaufbauen“, macht Manfred Rekowski, Präses der rheinischen Kirche, auf die Aktion aufmerksam.

Mehr als 300.000 Menschen verlieren ihr Zuhause

Bei der Explosion im Beiruter Hafen am 4. August 2020 haben mehr als 300.000 Menschen ihr Zuhause verloren. Bisher sind mehr als 160 Personen gestorben, mehr als 6000 sind verletzt und eine Vielzahl wird noch unter den Trümmern vermisst.

„Lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit“, zitiert George Ziadeh, Geschäftsführer von CPS, einen Bibelvers in einem Schreiben zum Spendenaufruf an die Partner der Organisation. Neben der Corona- sowie der Wirtschaftskrise habe durch die Explosion nun eine dritte Krise das Land in diesem Jahr heimgesucht. Deshalb entschied sich die CPS zu handeln und startete die Spendenaktion „Beirut Hope“.

Medizinische Hilfe als große Herausforderung

„Mit dem Geld wollen wir 1000 von der Explosion betroffene Familien durch Wiederaufbau ihrer Häuser und Wohnungen unterstützen“, berichtet Ziadeh in einem Videointerview mit der rheinischen Kirche. Insgesamt seien 85.000 Häuser zerstört worden. Es sei wichtig, dass die Menschen vor dem Winter wieder in ihre Häuser zurückkönnten. „Das ist unser Ziel. Direkt nach der Explosion war das Wichtigste, medizinische Hilfe zu leisten, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen und ihnen Schutz zu bieten“, erzählt Ziadeh. Vor allem die medizinische Versorgung sei eine große Herausforderung. „Sieben große Krankenhäuser in Beirut wurden total zerstört. Die anderen im Land haben nicht die Kapazität, um 6000 Menschen auf einmal zu versorgen.“

Christliches Wohnviertel und Geflüchtete stark betroffen

Von der Explosion betroffen ist auch ein christliches Stadtviertel in der Nähe des Hafens. Besonders die Lage der dort lebenden Geflüchteten hat sich zusätzlich verschärft. Präses Rekowski kennt die Situation im Libanon und in Beirut durch eine Reise im vergangenen Jahr. „Ich war in Beirut und habe die Stadt kennengelernt. Unter den Familien, für die die Wohnungen gebaut werden, sind auch Geflüchtete aus Syrien, die im Libanon Schutz gesucht hatten und nun wieder ihr Obdach verloren haben.“ Schon bei seiner Reise sei er beeindruckt gewesen, wie unsere Partnerkirche sich für diese Menschen in Beirut engagiere. Umso wichtiger sei es, dass ihnen und allen anderen Opfern der Katastrophe geholfen werde. „Ich bedanke mich, wenn Sie ,Beirut Hope‘ mit einer Spende unterstützen“, sagt Rekowski.

„Wir haben die Hoffnung und den Willen, das Land wiederaufzubauen“

Der Name der Spendenaktion kommt nicht von ungefähr. „Beirut hat schon immer viele Krisen und Kriege erlebt. Aber wir hatten und haben auch schon immer den Willen und die Hoffnung, mit der Unterstützung aus aller Welt das Land wiederaufzubauen. Deshalb heißt das Projekt ,Beirut Hope‘“, betont Ziadeh. Und schon jetzt sehe er viel Hoffnung. „Über die Religionsgrenzen hinweg arbeiten die Hilfsorganisationen zusammen. Die Kirchen gehen auf die Menschen zu. Und das wird die Kirche auf jeden Fall zu einer besseren Kirche machen.“

Spenden können auf folgendes Konto überwiesen werden: Gustav-Adolf-Werk, KD-Bank, IBAN: DE42 3506 0190 0000 4499 11, BIC: GENODED1DKD, Verwendungszweck: Nothilfe Beirut CPS.

 

Wichtige Passagen aus dem Interview der Evangelischen Kirche im Rheinland mit George Ziadeh, Geschäftsführer von Compassion Protestant Society (CPS), in deutscher Übersetzung:

Wie haben Sie die Hilfe direkt nach der Katastrophe organisiert und den Betroffenen geholfen? https://youtu.be/CJlKPhGevQY?t=320

George Ziadeh: „Kurz nach der Explosion war es wichtig, die Menschen medizinisch zu versorgen und sie in Sicherheit zu bringen. Schließlich haben in Beirut mehr als 300.000 Menschen ihr Zuhause verloren. Am herausforderndsten war und ist dabei die medizinische Versorgung. Denn die meisten Krankenhäuser in Beirut wurden zerstört. Wir mussten deshalb Menschen in Krankenhäuser außerhalb der Stadt bringen. Das Problem ist aber, dass die Krankenhäuser im Libanon nicht die Kapazität haben, die 6000 durch die Explosion verwundeten Menschen auf einmal zu versorgen. Im Anschluss ging es darum, die Menschen, die vor den Trümmern saßen, mit Lebensmitteln zu versorgen und zu schauen, ob sie Medizin brauchen. Viele Organisationen und Menschen von außerhalb Beiruts sind gekommen, um zu helfen.“

 Nun ist eine Woche seit der Explosion vergangen. Was sind die nächsten Schritte und welche Hilfe wird jetzt am nötigsten gebraucht? https://youtu.be/CJlKPhGevQY?t=551

George Ziadeh: „In der zweiten Phase haben wir es uns als Compession Protestant Society zur Aufgabe gemacht, 1000 Familien beim Wiederaufbau zu helfen, deren Häuser und Wohnungen durch die Explosion zerstört wurden. Wir sprechen hier vom Wiederaufbau von 1000 Häusern. Das wird eine große Anstrengung, auch finanziell. Denn viele Hilfsgelder kommen als US-Dollar an und müssen in Libanesische Pfund gewechselt werden, wobei der Kurs aktuell sehr schwankt. Unser Ziel ist es aber, dass die Häuser der 1000 Familien bis zum Winter wiederaufgebaut sind. Das ist unser Hauptziel in den kommenden zwei Monaten, bevor dann im Oktober der Winter beginnt. Und dafür sammeln wir auch Spenden.“

 Es sind auch viele syrische Geflüchtete von der Explosion in Beirut betroffen. Wie helfen Sie diesen Menschen? https://youtu.be/CJlKPhGevQY?t=915

George Ziadeh: „Unter den 1000 Familien werden definitiv auch syrische Geflüchtete sein. Viele von ihnen leben in der Stadt. Wir wissen, dass 63 syrische Geflüchtete gestorben sind durch die Explosion. Wir werden versuchen, die Situation schnell zu bewerten, um zu sehen, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird. Jetzt geht es für uns darum, gemeinsam mit anderen Organisationen so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Das ist unser Ziel.“

 Im Libanon leben viele Religionen. Wie läuft nun die Zusammenarbeit dieser Glaubensgemeinschaften ab? https://youtu.be/CJlKPhGevQY?t=1075

George Ziadeh: „Vor diesem Interview hatte ich ein Meeting mit 60 Organisationen aus verschiedenen Religionsgemeinschaften und anderen Hintergründen. Wir dürfen jetzt nicht nach den Differenzen suchen, sondern müssen gemeinsam helfen, an einem Strang ziehen. Von der Explosion ist unter anderem ein christliches Armenviertel stark betroffen. Dort sind derzeit auch muslimische Helfer im Einsatz. Ohnehin sieht man in allen Stadtteilen Helfer von allen Organisationen. Die humanitäre Hilfe, die derzeit auf den Straßen Beiruts zu beobachten ist, ist beeindruckend.“

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