27.10.2021

„Auch an der letzten Grenze wird mich die Hoffnung nicht verlassen“

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Pressemitteilung Nr. /2021

Dem Leben mit Grenzen widmet sich Oberkirchenrat i. R. Klaus Eberl, bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand im Jahr 2018 Leiter der Abteilung Erziehung und Bildung im Landeskirchenamt der rheinischen Kirche und Vizepräses der EKD-Synode, in seinem letzten Geistlichen Wort auf WDR 5. Im Gespräch mit Rundfunkpfarrer Titus Reinmuth gewährt der 65-Jährige am Reformationstag dabei auch einen persönlichen Einblick in seinen Umgang mit der eigenen Erkrankung: „Herr Parkinson läuft immer hinter mir her. Aber ich lasse nicht zu, dass mein Leben ganz davon bestimmt wird.“ Der Radiobeitrag ist am Sonntag, 31. Oktober, von 8.40 bis 9 Uhr zu hören und danach in der WDR-Mediathek abrufbar.

Eberl hat sich zeitlebens immer wieder für Menschen mit Behinderungen engagiert. Der Auslöser, so erzählt er im Radiogespräch, sei sein Zivildienst gewesen, bei dem er Kindern mit schweren und Mehrfachbehinderungen begegnete. Eine Erfahrung, die ihn nicht nur zum Theologiestudium motivierte, sondern in ihm auch zu der Überzeugung führte: „Ich kann aus der Liebe Gottes nicht herausfallen.“ Das entspreche der Rechtfertigungsbotschaft, die gerade am Reformationstag immer betont werde: „Dass ich geliebt bin völlig unabhängig von dem, was ich kann, was ich vorzuweisen habe, ob ich Fehler habe, ob ich schuldig geworden bin.“

Mitbegründer der Initiative Pskow

Diese Überzeugung trug dazu bei, ihn als jungen Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Wassenberg (Kirchenkreis Jülich) Anfang der 1990er Jahre zum Mitbegründer der Initiative Pskow werden zu lassen. Das damals aufgebaute Heilpädagogische Zentrum in der russischen Stadt ist heute eine Tageseinrichtung für mehr als 50 geistig und schwer mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche mit Ausstrahlung auf mittlerweile zahlreiche weitere Behinderteneinrichtungen in Pskow.

Regenbogen als Zeichen der Treue Gottes

Diese Erfahrungen hätten es ihm erleichtert, seine eigenen Grenzen zu akzeptieren, sagt Eberl. „Ich habe mir nie die Frage gestellt: Warum gerade ich?“ Er sei auch in Krankheit ein sehr glücklicher Mensch, weil er sich aufgehoben fühle – durch Gott, aber auch durch seine Familie. „Nicht nur ich habe Grenzen durch die Krankheit, sondern die Krankheit hat auch ihre Grenzen.“ Dass er inzwischen weniger selbst helfen könne, sondern eher Hilfe benötige, sei „nicht einfach, aber heilsam“. Und auch wenn Eberl einräumt, dass angesichts seiner fortschreitenden Parkinson-Krankheit die Angst immer mitschwingt, vertraut er auf den Regenbogen als Zeichen der Treue Gottes: „Auch an der letzten Grenze wird mich die Hoffnung nicht verlassen.“

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