Arbeit ist „Existenzgrundlage, Sinnerfüllung, soziale Teilhabe“

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„Die Auswertung der Statements zu #Arbeitistfürmich ergibt, dass Arbeit als sichernde Existenzgrundlage, Sinnerfüllung, gesellschaftlicher Beitrag und soziale Zugehörigkeit bei der Nennung fast gleichauf liegen.“ Diese Bilanz zieht Studienleiterin Dr. Kathrin S. Kürzinger nach Abschluss ihrer Aktion unter dem Schlagwort #Arbeitistfürmich.

Die Aktion hatte die Studienleiterin zum 1. Mai 2019, dem Tag der Arbeit, auf ihrer Website und in den sozialen Medien, auf Facebook und auf Twitter, gestartet. Im Verlauf des gesamten Monats wurden dort Statements veröffentlicht, die Kürzinger zuvor in persönlichen Begegnungen und Diskussionsrunden zusammengetragen hatte. Nutzerinnen und Nutzer der sozialen Netzwerken steuerten im Rahmen der Aktion direkt auf Twitter oder Facebook unter #Arbeitistfürmich weitere Statements bei. „Die Aktion lud dazu ein, einmal darüber nachzudenken, was Arbeit jenseits aller Erwartungen anderer für mich ganz persönlich bedeutet, und ich freue mich über die gute Resonanz. Es ist ein ziemlich vielfältiges Bild von Arbeit entstanden“, so Dr. Kürzinger.

Arbeit wird vor allem mit Erwerbsarbeit in Verbindung gebracht
Bei der Auswertung zeigt sich jetzt, dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei „Arbeit“ zunächst an Erwerbsarbeit denken. „Das ist wenig verwunderlich“, so Dr. Kürzinger. Bei Erwerbsarbeit geht es zunächst, aber nicht ausschließlich um wirtschaftliche Aspekte wie Arbeit als Existenzgrundlage oder als finanzielle Sicherheit für sich und die Familie. „#arbeitistfürmich nie nur, aber immer auch Quelle für den Lebensunterhalt.“, schreibt beispielsweise ein leitender Angestellter (55) auf Twitter. Auffallend ist, dass die Verantwortung für die finanzielle Absicherung der gesamten Familie ausschließlich von Rentnerinnen und Rentnern geäußert wird. Hier wirkt sicherlich das sogenannte Ernährermodell mit dem Mann als Alleinverdiener nach.

Anhaltende Geringschätzung von Care-Arbeit
Unbezahlte Arbeit wie Familienarbeit, Care-Arbeit oder Hausarbeit als Bestandteil von Arbeit wird mehrheitlich von Frauen genannt. Geschlechterstereotype bestätigen sich also. Doch nicht nur das. Gerade Frauen leiden auch heute noch unter der geringeren Wertschätzung von Haus- und Erziehungsarbeit, wie sich beispielhaft in folgendem Statement zeigt: „Arbeit ist für mich eine Würdigung meiner Kompetenzen, da dies oft im Familienalltag untergeht.“ (Dozentin, 42)

Der Wunsch nach Arbeit als Sinnerfüllung – quer durch alle Generationen
Das Bedürfnis, Arbeit als persönliche Sinnerfüllung zu verstehen, wird oft als ein besonderes Kennzeichen der Generation Y, also der zwischen 1980 und 1999 Geborenen, betrachtet. In den Statements der Aktion #Arbeitistfürmich findet sich diese Auffassung hingegen in allen Generationen und zeigt an, wie hoch die Identifikation mit der eigenen Arbeit ist. Dazu passt, dass Arbeit als Selbstentfaltung oder als Möglichkeit zum Anwenden der eigenen Fähigkeiten die mit Abstand am häufigsten genannte Kategorie bei #Arbeitistfürmich ist. So schreiben z.B. eine 31jährige Akademikerin: „Arbeit ist für mich ein Beitrag zu unserer Gesellschaft, den nur ich auf diese bestimmte Art und Weise geben kann.“ oder ein 25jähriger Student: „Wichtig ist mir, sich dabei als kompetent und selbstwirksam zu erleben und einen gewissen Sinn in der Arbeit zu sehen.“

Voll im Trend: lebenslanges Lernen
Einige der Teilnehmerinnen und Teilnehmer betonen außerdem, dass die eigene Weiterbildung und die Chance, durch die Arbeit immer wieder Neues zu lernen, für sie zu Arbeit gehören – sie liegen damit voll im Trend der Digitalisierung, die lebenslanges Lernen in sämtlichen Berufen notwendig macht. So bekennt eine 39jährige Leiterin einer Business Consulting Abteilung in einem IT-Unternehmen „Arbeit ist für mich… etwas, worauf ich mich – fast jeden Tag – freue, weil ich dabei kontinuierlich etwas Neues auf meinem Fachgebiet oder über andere Industrien lerne“.

Mehr zufrieden als gestresst
Zuletzt fällt auf, dass die negativen Seiten von Arbeit wie Stress, körperliche und psychische Anstrengung nur selten genannt werden. Insgesamt scheint die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeitssituation bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, von wenigen Ausnahmen abgesehen, recht hoch zu sein. „Arbeit ist für mich… meistens schön, manchmal anstrengend“, so fasst es etwa eine 37jährige Lehrerin in Elternzeit zusammen.

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