Tierische Helfer in der Hospizarbeit

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In den Hospizen der Stiftung Kreuznacher Diakonie ist tierisch was los: Sie heißen Eclipse, Mia, Mathilda, Marla, Henry, Yalaa, Mister Mo, Maggy, Yola und Löwenherz. Sie piepsen, schnurren, schnauben und schmusen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Hospize in Bad Kreuznach, Simmern, Neunkirchen und Saarbrücken.

Christina Gann, die die Häuser in Rheinland-Pfalz leitet, nennt die Tiere augenzwinkernd „Kollegen“: „Sie erreichen die Menschen, die hier wohnen, auf anderen Ebenen, als wir und die professionell geschulten Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler.“

Eigene Haustiere der Bewohnerinnen und Bewohner

Das weiß auch Ute Jarolimeck, die mit ihren Therapiehunden regelmäßig im Fliedner-Hospiz in Neunkirchen vorbeischaut: „Menschen sehen oft den Kranken, sie haben Mitleid, es schmerzt sie selbst, jemanden leiden zu sehen. Tiere haben andere Antennen dafür. In solchen Situationen sind sie urteilsfrei und bereit, alles zu geben, was sie geben können. Die Hunde sind einfach da, sie hören zu und haben keine guten Ratschläge, sondern halten den Schmerz mit den Bewohnern aus.“

Wegen dieser tierischen Eigenschaften sind die speziell ausgebildeten Fellnasen nicht allein unterwegs im Hospiz. Bewohnerinnen und Bewohner der Hospize dürfen ihre eigenen Haustiere mitbringen. Vogelvolieren mit zwitschernden Zebrafinken und Wellensittichen stehen in den lichtdurchfluteten Gemeinschaftsräumen des Eugenie-Michels-Hospizes in Bad Kreuznach und auch im Paul-Marien-Hospiz in Saarbrücken. Sie verbreiten Frühlingsstimmung, egal bei welchem Wetter.

In Bad Kreuznach kam vor kurzem erst das Therapiepony Eclipse, das Tierärztin Alexandra Ebeldinger gehört. Auch für sie ist es ein berührendes Erlebnis zu sehen, wie Menschen in ihrer letzten Lebensphase, Freude und Frieden finden, wenn sie die Mähne des Zwergponys durchwühlen und das sanfte Schnauben der Stute hören.

Corona-Mundschutz verunsichert die Tiere

Häufig vergessen die Männer und Frauen ihre Leiden, erleben den Moment mit den Tieren und schwelgen in Erinnerungen. Ute Seibert, Leiterin der saarländischen Hospize kennt solche Momente nur zu gut: „Wir erleben oft, dass Bewohnerinnen und Bewohner aus körperlichem und seelischem Schmerz die Motivation verlieren, aufzustehen. Versuche, sie zu ermuntern, scheitern häufig. Dann trauen wir unseren Augen kaum, wenn wir sie plötzlich mit der Frau Jarolimeck und den Hunden beim Gassi gehen beobachten.“

Christina Gann und Ute Seibert möchten mehr Tierbesuche ermöglichen, wenn es die finanziellen Ressourcen erlauben: „Wir finanzieren uns zu fünf Prozent aus Spenden, was eine große Herausforderung darstellt“, so Gann. Normalerweise hält sie Vorträge, um auf die Hospizarbeit aufmerksam zu machen.

In Corona-Zeiten waren all diese Veranstaltungen abgesagt. Das macht es schwer, Spenden zu sammeln. Ute Jarolimeck und ihre Hunde konnten in den vergangenen Wochen nicht ins Hospiz zu kommen, der Mundschutz verunsichert die Tiere, die besonders sensibel für Mimik und Gestik sind. Ab Juli steigen sie, Maggy und Jola, aber wieder ein, streifen auf leisen Pfoten durch die Appartements und bieten ihre Unterstützung an.

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