Frommes Handwerk?

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Mit wachen Augen durch die Stadt. Der Bonner Pfarrer Henning Theurich teilt mit uns eine kleine, geistlichen Beobachtung:

Die Kirche St. Josef in Bonn – Castell wurde im Frühjahr 2019 saniert und bekam ein neues Dach. Seit Wochen schon hatten die Handwerker das Gebäude fachmännisch eingerüstet  und  durchsichtig verpackt. Erst kamen die Zimmerleute, dann die Dachdecker: „Handwerk mit System“.

So wirbt das Handwerk, wo Handwerker arbeiten. Für sich selbst  natürlich. Ausnahmslos und  überall. Auch an der Kirche. Auch mit dem großen Bild der ineinander verschränkten Finger. Die sind hier ein Zeichen für die stolze Behauptung: „Bei uns passt Eines zum Anderen.“ Wie Hände zum Dach gefaltet – ein Kinderspiel.

Artikelbild Eingerüstet: Sankt Josef in Castell (Foto: H.Theurich)

Aber am Kirchengebäude wirkt die Werbung seltsam fromm – ungewollt wahrscheinlich. Vor allem mit dem Bild zum „Handwerk mit System“.  

Aber ist  „Handwerk mit System“ nicht auch  ureigene  Aufgabe der Leute im Kirchengebäude selber?  Nicht nur die Betenden  brauchen ihre Hände, sondern auch  an der Orgel  und  anderswo geht es nicht ohne sie. Sicher,  zum „Handwerk“  kommt  in der Kirche sofort das  „Mundwerk“  hinzu – wenn  man Predigt  und  Liturgie einmal so nennen  will.   

Ich bin sicher: Der Zimmermann Josef, Ziehvater von Jesus, hätte seine Freude gehabt an der doppelsinnigen Werbung für`s „Handwerk mit System“ – wie auch sein Sohn, der Zimmermann.
Henning Theurich

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