22.02.2020

Lachen und Weinen

„Kumm, loss mer fiere, nit lamentiere / jet Spass un Freud, dat hät noch keinem Minsch jeschad.“
Artikelbild Gott möchte, dass wir hier und heute das Leben genie-ßen. Darum hat Gott uns das Lachen geschenkt. (Foto: J. Gerhardt)

Für mich eine der schönsten Karnevalshymnen dieser Tage. Den „Höhnern“ sei Dank. „Spaß und Freude haben noch keinen Menschen geschadet.“ Das Leben ist zu kurz, um im Trübsal zu versinken. Und das sage ich auch als Christ, wenn ich glaube, dass das Leben nach dem Tod weitergeht.

 

Gott möchte, dass wir hier und heute das Leben genießen. Darum hat Gott uns das Lachen geschenkt. Das schwingt auch mit bei einem Wort von Jesus, das auf den ersten Blick reichlich seltsam klingt: „Selig sind die geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich“ (Matthäus Kap. 5, Vers 3). Gemeint sind hier nicht die Dummen, über die man lacht. Sondern das Gegenteil: Selig sind die Menschen, die ihre Grenzen kennen, also wissen, dass die größte eigene Weisheit und Selbstgerechtigkeit nie die ganze Wahrheit sind. Und die deshalb über sich selbst lachen können. Über sich selbst zu lachen, ist eine geradezu seligmachende Fähigkeit.

 

Dabei liegen Lachen und Weinen manchmal nah beieinander. „Denn die Trone, die do laachs, musste nit kriesche“, heißt es im Lied – „Die Träne, die du lachst, musst du nicht weinen.“ Tränen gehören zum Leben dazu. Die jecke Zeit lädt uns ein, manche traurige Träne in eine Freudenträne zu verwandeln. Das gelingt, wenn ich spüre: Ich lasse mich trotz aller Sorgen und Ängste nicht von ihnen beherrschen. Das Leben geht weiter.

 

Auch nach Karneval. Die Fastenaktion der Kirche steht dieses Jahr unter dem Motto „7 Wochen ohne Pessimismus“. Wie passend. Ich möchte schauen, was meinem Leben Hoffnung gibt. Mein Glauben zum Beispiel und jedes Lied, das ich mit anderen lieben Menschen gemeinsam anstimme. „Kumm, loss mer fiere, nit lamentiere …“
Joachim Gerhardt

Artikelbild Kölnische/Bonner Rundschau

Ein geistlicher Impuls

Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das "Wort zum Sonntag" in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr: www.rundschau-online.de

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