Gutes tun
Guten Morgen. Nachdenklich sitzt er in der Kirchenbank. Nachdem ich die Gottesdienstgemeinde an der Kirchentür verabschiedet habe, setze ich mich neben ihn. Gemeinsam schweigen wir eine kleine Weile in der inzwischen stillen Kirche. âEs macht mich traurigâ, sagt er langsam â, dass ich nicht mehr Geld spenden kann. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die Hilfe brauchen. Ich würde gern so viel mehr tun.â Ich schaue ihn an, den Mann Mitte 70, der so regelmäÃig den Gottesdienst besucht. Wenn er sonntags nicht da ist, dann weià ich, dass es ihm gesundheitlich nicht gut geht. âEs macht mich traurig, dass ich anderen nicht mehr helfen kann.â Dieser Satz berührt mich und ich denke eine Zeit darüber nach. Wenn es doch mehr Menschen wie ihn gäbe. Bemerkenswert! Oft denken gerade diejenigen an andere und sind bereit zu teilen, die selbst nicht allzu viel besitzen. Und die, die eigentlich mit vollen Händen austeilen könnten, halten ihren Besitz fest. Jesus hat gesagt: âSelig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.â (Die Bibel, Luther 2017, Matthäus 5,7) Das heiÃt: Wer anderen gegenüber barmherzig ist, wird selbst Barmherzigkeit und Heil erlangen. Das Gute, das ich verschenke, kommt zu mir zurück. Barmherzige Menschen öffnen ihr Herz für die Not anderer Menschen und nehmen sich dieser Not aktiv an. Es ist wie in der biblischen Geschichte vom barmherzigen Samariter (Die Bibel, Lukas 10,25-37). Er hilft einem fremden Mann, der überfallen worden ist. Vorher sind schon einige andere an dem Verletzten vorbeigekommen. Sie hätten ihm eigentlich schon von Berufs wegen hätten helfen müssen. Doch sie haben ihn liegenlassen. Nachdem der Samariter den Verletzten versorgt hat, bringt er ihn in eine Herberge und zahlt die Zimmermiete im Voraus. Auch eine Art Spende. Der Mann, der immer noch neben mir in der Bank sitzt, möchte barmherzig gegenüber anderen sein und würde gern etwas mehr spenden, um Menschen in Not zu helfen. Ich schaue ihn an und sage: âIch glaube, Sie tun mehr für andere Menschen, als Ihnen bewusst ist. Mit Ihrer Kirchenmitgliedschaft helfen Sie automatisch vielen Menschen überall auf der Welt. Unsere Lippische Landeskirche hilft zum Beispiel Menschen in Ghana, Rumänien und Litauen. Auch innerhalb Deutschlands unterstützen wir viele soziale Hilfsprojekte: von Obdachlosen-Unterkünften bis hin zu Arbeitslosen-Zentren. Mit groÃen Teilen unserer Kirchensteuer wird gezielt vielen Menschen an vielen Orten in der ganzen Welt geholfen. Und jedes einzelne Gemeindemitglied trägt seinen Teil dazu bei. Hinzu kommen die Spenden im Gottesdienst. Jeder gibt, was er kann, und so kommt einiges zusammen, womit man anderen helfen kann. Und Sie sind ein Teil des groÃen Ganzen. Darum brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Sie helfen mehr, als Ihnen bewusst ist.â Mein Gegenüber nickt und denkt über meine Worte nach. Wir sitzen noch ein Weilchen nebeneinander, dann verabschieden wir uns.Gott befohlen! Ihre Johanna Krumbach, Pfarrerin in Augustdorf. Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze
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