Margret Busse leitet das Ambulatorium

Bildunterzeile
Margret Busse ist die neue Leiterin des Ambulatoriums, der Suchtberatung der Diakonie. Zuvor war sie schon in der Therapeutischen Wohngemeinschaft tätig. 
Bildunterzeile v.l.: Birgit Hirsch-Palepu, stellv. Geschäftsführerin Diakonisches Werk, Margret Busse, Leiterin Ambulatorium, Superintendent Gerald Hillebrand

Sucht ist kein Solo. Ist ein Mensch abhängig, berührt dies die ganze Familie, das ganze Umfeld. Margret Busse erlebte das als junge Diplom-Sozialarbeiterin immer wieder: In der Familienhilfe begann sie ihr Berufsleben, traf dort auf Kinder und Partner/-innen von Süchtigen und erfuhr vom Zwiespalt zwischen Liebe und Leiden. Also entschied sie, lieber gleich am Ursprung anzusetzen, wechselte in die Suchtberatung und bildete sich zur Sozialtherapeutin/Sucht (VDR) fort. Seit Anfang 2019 leitet Margret Busse nun das Ambulatorium, das an der Althofstraße 4 auf dem Mülheimer Kirchenhügel angesiedelt ist.

Die Abteilung des Diakonischen Werkes im Ev. Kirchenkreis An der Ruhr ist eine Beratungs- und Behandlungsstelle für Alkohol- und Medikamentenabhängige, für Spieler und für Angehörige von Abhängigen. Die vergangenen sechs Monate hat Margret Busse genutzt, um sich in die Aufgabenstellungen, die im Zusammenhang ihrer neuen Funktion bestehen, einzuarbeiten. Sie hat Kooperationspartner und Facharbeitskreise kennengelernt und erste Arbeitstreffen mit Vertretern des Gesundheitsamts wahrgenommen, um die zukünftige Entwicklung des Ambulatoriums fundiert zu gestalten.

Nach dem Studium der Sozialarbeit folgte die Anstellung bei der Familienhilfe der Diakonie Düsseldorf. Nach der Geburt ihrer Tochter wechselte Margret Busse zum Diakonischen Werk ihrer Heimatstadt Mülheim. Während ihrer Elternzeit bot sie Klienten der Therapeutischen Wohngemeinschaft, die nach dem Ende ihrer Sozialtherapie in eine eigene Wohnung gezogen waren, mit einem Gruppenangebot eine Möglichkeit, sich auszutauschen. Von 1991 bis 1993 arbeitete sie bei der Jugend- und Familienhilfe. Die Arbeit dort erlebte sie rückblickend auch als große Herausforderung vor dem Hintergrund der vermuteten Suchterkrankungen der Eltern. „Ich habe die Auswirkungen der Sucht in Familien erlebt.“ Deshalb suchte sie sich einen neuen Schwerpunkt in der Suchtberatung.

Sucht äußert sich in vielfältiger Ausprägung und wirkt sich auf das gesamte Lebensumfeld des Betroffenen aus. Margret Busse erfährt das in ihrem beruflichen Alltag immer wieder und weiß: „Wir erleben vermehrt den Konsum von mehreren Substanzen parallel wie auch von Verhaltenssüchten.“ Weil jemand trinkt, während er spielt. Oder weil jemand Alkohol und Drogen konsumiert. Oder oder oder. Diese Mehrfachabhängigkeiten machen die Behandlung zunehmend komplexer. Die Motivationsgruppe des Ambulatoriums nennt dessen neue Leiterin als einen Punkt, den sie künftig noch verstärken möchte: „Ich sehe darin großes Potenzial, um Menschen, die noch nicht zu Abstinenz entschieden sind, zu erreichen.“ Das niederschwellige Angebot wird für Ratsuchende aus Mülheim und den Nachbarstädten vorgehalten. Die Motivationsgruppe wird sehr gut frequentiert und ist trotz ihrer Niederschwelligkeit ein therapeutisches Angebot des Ambulatoriums.

Das Ambulatorium hat die Anerkennung zur „Ambulanten medizinischen Rehabilitationsmaßnahme für Abhängigkeitserkrankungen“ (Alkohol-, Medikamenten- und in bestimmten Fällen auch Cannabis- und Amphetamin-Abhängigkeiten) seit 1991. In enger Zusammenarbeit mit der Selbsthilfegruppe für Pathologische Glücksspieler plant die Abteilungsleiterin den Ausbau des Angebotes für Menschen mit pathologischer Glücksspielabhängigkeit. Langfristig schwebt Margret Busse auch ein Angebot für Gamer vor, sieht sie dort doch steigenden Bedarf: „Glücksspiele, die übers Smartphone laufen, sind bei jungen Männern ab 16, 17 sehr beliebt. Es kommt vor, dass da ganze Ausbildungsvergütungen verspielt werden.“ Die Abteilungsleiterin ist überzeugt, mit ihrem multiprofessionellen Team diese und andere neue Herausforderungen meistern zu können.

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