15.06.2019

Kreissynode Bonn: Einsatz für den Frieden

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Wege zum Frieden und was kann, möchte und muss die evangelische Kirche dazu beitragen? Große Fragen, für die es gilt, alltagstaugliche Antworten zu finden. Das große Thema der Sommersynode des Evangelischen Kirchenkreises Bonn.

Einen ganzen Vormittag vertiefte das Kirchenparlament in Arbeitsgruppen das Wort der Landeskirche „Auf dem Weg zu einem gerechten Frieden“, das derzeit alle Kirchenkreise im Rheinland aufgerufen sind zu diskutieren. „Unsere Aufgabe muss sein, nicht nur Thesen zu schreiben, sondern Frieden in die Gesellschaft zu tragen“, bilanzierte Pfarrerin Stefanie Graner, die mit einem Team das Thema in seinen vielen Facetten vorbereitet hatte. Zur Herbstsynode sollen jetzt Konkretionen für alle Kirchengemeinden und den Kirchenkreis erarbeitet werden.

Artikelbild Was dient dem Frieden und welche Impulse können und sollte die evangelische Kirche geben: Gespräch am Rande der Kreissynode zwischen Pfarrerin Michaela Schuster und Pfarrer Martin Engels, der die Andacht zum Auftakt gehalten hatte (Foto: J. Gerhardt)

OB Sridharan: Dank an die Kirchen in Bonn und Lob für die lebendige Ökumene

Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan machte in seinem sehr persönlichen Grußwort an die Synode deutlich, wie eng Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung miteinander zusammenhängen. Ausdrücklich dankte er den Kirchen, wie klar sie sich immer wieder gegen Antisemitismus und für das Miteinander der Religionen und Kulturen in Bonn einsetzten. Einmal mehr würdigte der OB die so „lebendige und vorbildliche Ökumene in unserer Stadt". Auch mit Vorfreude auf die nächste ökumenische Kirchennacht im Beethovenjahr 2020. Ein herzliches „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen“ gaben ihm die 84 Synodalen aus Bonn, Bornheim und Alfter evangelisch-stimmgewaltig mit den Weg – ein spontanes, berührendes Kirchenchor-Ständchen zu seinem Geburtstag an diesem Tag.

Artikelbild "Ich freue mich auf die große Bonner Kirchennacht im Beethovenjahr 19. Juni 2020": OB Ashok Sridharan mit Superintendent Eckart Wüster auf der Kreissynode (Foto: J. Gerhardt)

„Die Bonner Erklärung zu Flüchtlingsfrage“

Dass Protestanten aber nicht nur gut singen können, sondern auch für Haltung stehen, zeigten drei Erklärungen der Synode, passend zum Thema Frieden. Mit großer Mehrheit verabschiedete das Kirchenparlament „Die Bonner Erklärung zu Flüchtlingsfrage“. Das gemeinsame Wort mit den Nachbarkirchenkreisen Bad Godesberg-Voreifel und An Sieg und Rhein würdigt ausdrücklich die Ausdauer und Menschlichkeit der vielen Engagierten in der Flüchtlingshilfe, auch gegen Widerstände. „Wir nehmen wahr, dass die, die sich für Geflüchtete einsetzen, zunehmend auch selbst unter Druck geraten, sogar diffamiert werden oder sich rechtfertigen müssen“, sagte Superintendent Eckart Wüster.

Die Kirchenkreise bekennen sich dazu, sich auch weiterhin mit Nachdruck für das Recht auf Asyl einzusetzen, die Unterbringung und Integration der Menschen zu unterstützen und Begegnungsräume in den Kirchengemeinden zu schaffen. An alle gesellschaftlichen Gruppen wird appelliert, sich mit den Kirchen hinter die Aufnahme Geflüchteter und das Engagement der Helferinnen und Helfer zu stellen. „Wir stehen an Eurer Seite“, fasste Pfarrer Michael Schäfer, der die Erklärung eingebracht hatte, die Kernbotschaft zusammen.

Unterstützung der „Palermo-Erklärung“ zur Seenotrettung im Mittelmeer

Die Bonner Synode ergänzte diese Erklärung aus aktuellem Anlass mit ihrer Unterstützung der sogenannten „Palermo-Erklärung“. Ein Appell zur Sicherung humanitärer Hilfe von Schiffbrüchigen im Mittelmeer, den die Evangelische Kirche in Deutschland jüngst mit dem Bürgermeister der italienischen Hafenstadt Palermo auf den Weg gebracht hatte. Sie fordert eine „politische Notlösung“ für die Seenotrettung noch in diesem Sommer und europäische Verteilmechanismen für die Bootsflüchtlinge.

Bonn soll Städteappell zum Verbot von Atomwaffen unterzeichnen

Eine weitere Erklärung der Synode wendet sich direkt an die Stadt Bonn: Sie soll wie Düsseldorf, Mainz und fast 30 Städte in Deutschland bislang dem Appell zum Verbot von Atomwaffen beitreten. Die Initiatoren des Appells, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete „International Campaign to abolish nuclear weapons“ (ICAN), wollen damit die weltweite Ächtung der Atomwaffen voranbringen.

Krankenhausseelsorge gestärkt – Unterstützung für evangelische Büchereien

Die Bonner Kreissynode beschloss zudem, für die nächsten fünf Jahre eine viertel Pfarrstelle in der Krankenhausseelsorge an der LVR-Klinik fortzuführen. Sie kostet den Kirchenkreis 28.000 € pro Jahr. Auf Bitte der Hardtberggemeinde, die als einzige Bonner Gemeinde eine Bücherei betreibt, bittet die Bonner Synode außerdem die Landeskirche, eine „langfristige Lösung für die fachgerechte Begleitung der ehrenamtlichen Arbeit in evangelischen Büchereien sicherzustellen".

Verfahren zur Wahl des neuen Superintendenten, der Superintendentin im November

Mit Spannung blicken die Bonner Protestanten auf die Herbstsynode. Dort wird nämlich der oder die Nachfolger/in für Superintendent Wüster, der nach 19 Jahren in den Ruhestand geht, gewählt. Sieben Menschen haben sich beworben. Aktuell laufen die ersten Gespräche mit dem Nominierungsausschuss, der das Verfahren führt. Ende August und September werden sich eine Auswahl der Kandidaten und Kandidatinnen im Rahmen einer Reihe von Abendgottesdiensten der Öffentlichkeit vorstellen. Wählen wird am Ende die Kreissynode am 15./16. November. Es wird spannend, denn es soll in jedem Fall zu einer Wahl kommen. Auch die Stellvertretung muss dann neu gewählt werden. Der Synodalassessor, der Hardtberger Pfarrer Wolfgang Harnisch, ist diese Tage bereits festlich in den Ruhestand verabschiedet worden.

Ziel: Klimaneutrale Synode

Im Herbst werden auch weitere Schritte überlegt, dass das Bonner Kirchenparlament künftig möglichst vollständig klimaneutral tagt. „Auch ein Zeichen für den Frieden mit der Umwelt“, betonte Superintendent Wüster. Dieses Mal kamen viele der Synodale bereits mit dem Fahrrad und es gab kein Fleisch zu essen. Erfrischend lebensnah warb der Synodale Jörn Volker Spree von der Kirchengemeinde am Kottenforst und Mitglied im synodalen Arbeitskreis „Schöpfung bewahren“ für „ganz alltagstaugliche Maßnahmen, die schon viel bringen“.

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