21.01.2019

Ein Lesebuch über den Mülheimer Mystiker

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Zum 250. Todestag Gerhard Tersteegens hat Theologe Prof. Ulrich Kellermann ein Lesebuch verfasst: "Der Mülheimer Mystiker und die Macht der Liebe Gottes". Erhältlich für sieben Euro in der Evangelischen Ladenkirche.

Mit einem rund 50-seitigen Lesebuch liefert der Mülheimer Theologe Prof. Dr. Ulrich Kellermann einen nachhaltigen Beitrag zum Tersteegen-Gedenken. „Der Mülheimer Mystiker und die Macht der Liebe Gottes“, heißt der DIN A4-Band, der nun bei allen Veranstaltungen des Tersteegenjubiläums in der Evangelischen Ladenkirche (Kaiserstraße 4) und in der Buchhandlung Fehst (Löhberg 4,45468 Mülheim) zum Preis von sieben Euro erhältlich ist.

In drei größere Abschnitte ist das Lesebuch von Prof. Dr. Ulrich Kellermann gegliedert, der sich selber als Tersteegenkenner und -liebhaber versteht. Seit seinem Ruhestand hat der Mülheimer Pfarrer und Hochschullehrer viel Zeit in die Tersteegenforschung investiert. Dass Tersteegen in seiner geistlichen Heimatstadt Mülheim bislang eher spärlich gewürdigt wurde, hat Autor Kellermann dabei besonders motiviert.

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Im ersten Kapitel entfaltet Kellermann das Werk und die Bedeutung Tersteegens mit einem biografischen Ansatz. Leserinnen und Leser lernen den Mülheimer Wegbereiter des Pietismus als Prediger, Schriftsteller und Theologen, als Seelsorger, Lieddichter und auch als Heilpraktiker kennen. An vielen Stellen eingebunden sind Originaltexte Tersteegens und Faksimiles seiner Druckwerke und Handschriften. Der bekannte „Blutbrief“, mit dem Tersteegen mit dem eigenen Blut als Tinte sich ganz persönlich „meinem Jesu“ verschrieb, ist auf dem Cover des neuen Lesebuchs abgebildet.  

Das zweite Kapitel des Tersteegen-Lesebuches widmet sich exemplarisch der Interpretation des bekannten Chorals „Ich bete an die Macht der Liebe“ („Für dich sei ganz mein Herz und Leben“) und liefert damit einen kleinen Umriss Tersteegens‘ Theologie. Außerdem können Leserinnen und Leser die „Karriere“ des Liedes nachvollziehen, das 1757 erstmals veröffentlicht wurde und heute noch Teil des Großen Zapfenstreichs des Bundeswehr ist. „Ob man diesen Weg vom Konventikelgesang zum Gebet im Großen Zapfenstreich eingeleitet mit dem Aufruf ,Helm ab zum Gebet!‘ als Ruhmesgeschichte des Liedes ansehen kann, möge der Leser selbst beurteilen“, macht Autor Kellermann eigene Zweifel deutlich.

Neben ausführlichen bibliografischen Notizen liefert der angehängte dritte Teil des Lesebuches noch eine spannende Dreingabe für alle heimatkundlich und stadtgeschichtlich Interessierten: einen Beitrag über den Tersteegen-Gedenkstein, der 250 Jahre nach dem Tod Tersteegens zu neuen Ehren kommt. Gestiftet wurde der Stein erst 1838, einige Zeit nach dem Tod des bescheidenen Predigers, der sich selber einen Grabstein verbeten hatte. Im Rahmen des Tersteegen-Gedenkens 2019 wird der Stein wieder ins öffentliche Bewusstsein geholt, restauriert und gut sichtbar vor der Petrikirche aufgestellt werden. Übrigens ganz in Sichtweite des Jobsbrunnens. Wie Prof. Kellermann notiert: „So grüßen der Verfasser der Jobsiade Karl Arnold Kortum und Gerhard Tersteegen nun ,denkmalsweise‘ einander wie sie sich in ihrem Leben einige Zeiten nachbarschaftlich grüßten“ – Postmortem quasi eine liebevolle Geste eines Mülheimers, der die Liebe zu Gott zu seinem wirkungsreichen Lebensmittelpunkt machte – nachzulesen in Prof. Kellermanns Lesebuch zum Tersteegen-Gedenken.

 

Über den Autor:

Prof. Dr. Ulrich Kellermann war von 1972 bis 2000 Pfarrer der damaligen Kirchengemeinde Holthausen. Von 1970 bis 1992 hatte er einen Lehrauftrag für Hellenistisches Judentum an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal inne, habilitierte 1975 und wurde 1980 zum apl. Professor für Altes Testament in Münster ernannt. Im Dezember 2018 wurde Prof. Kellermann unter anderem für sein Engagement für die Mülheimer Kirchengeschichte mit dem Hoffnungspreis des Kirchenkreises An der Ruhr ausgezeichnet.

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