Rheinische Profile: Protestanten in der NS-Zeit - Ausstellung zu Karl Barth in der Kreuzkirche

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"Zwischen Bekenntnis und Ideologie": ein Buch erinnert an Protestanten während der NS-Zeit und schreibt damit ein seklbstkritisches Stück rheinischer Kirchengeschichte. Dabei auch viele Bonner wie Karl Barth, der am 10. Dezember 2018 vor 50 Jahren starb.

Geprägt hat ihn das deutsch-nationale Gedankengut seiner Jugend in der Kaiserzeit: Emil Pfennigsdorf (1868 - 1952), seit 1913 Professor für Praktische Theologie an der  Universität Bonn, spielte eine zentrale Rolle im Kampf um die Gleichschaltung der Theologischen Fakultät zu Beginn der NS-Diktatur. 1933 zum Dekan und „Fakultätsführer“ gewählt, betrieb er rigoros die Umsetzung der NS-Hochschulpolitik und die Entlassung regimekritischer Theologen wie Karl Barth, Karl Ludwig Schmidt oder Wilhelm Goeters. Nach dem Krieg galt er als „sehr belastet“.

Pfennigsdorf, aber auch der Gründer des Jugendbunds Nerother Wandervogel, der Bonner Robert Oelbermann (1896 - 1941), der wegen angeblicher homosexueller Verstöße verhaftet und ins KZ gesteckt wurde, und die Bonner Superintendenten Otto Weißer (ab 1949) und Wilhelm Winterberg (ab 1968) gehören zu den rheinischen Protestantinnen und Protestanten, die in dem neuen Buch „Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus“ vorgestellt werden.

Der Band enthält Kurzbiografien von hundert evangelischen Persönlichkeiten, die unmittelbar vor, während oder in den Jahrzehnten nach der NS-Zeit gelebt und in der rheinischen Kirche gewirkt haben. Ihre Lebensgeschichten bieten einen spannenden Zugang zur bewegten Geschichte dieser Jahre. Dabei wird auch der Blick auf dunkle Seiten der Kirchengeschichte nicht ausgespart.

Geschrieben haben die Porträts mehr als drei Dutzend Autorinnen und Autoren. Die Auswahl der Personen wurde von dem Bemühen geleitet „den rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert zumindest exemplarisch in seiner ganzen Breite abzubilden“, heißt es in der Einleitung. So finden sich in dem Band sowohl die Väter der Bekennenden Kirche (BK) wieder, die gegen die NS-Kirchenpolitik und die Gräueltaten der Nazis aufstanden, wie auch glühende Anhänger der sogenannten Deutschen Christen, die die Gleichschaltung der Kirche im NS-Staat befürworteten. Auch im 20. Jahrhundert in der Kirche noch stark unterrepräsentierte Frauen, die als Theologinnen oder engagierte Ehrenamtliche arbeiteten, werden vorgestellt. „Die Stärke der Lebensbilder liegt in der ehrlichen Auseinandersetzung mit dem historischen evangelischen Milieu, das leider lange Zeit allzu konservativ und deutschnational orientiert war“, resümiert Simone Rauthe in ihrer Bilanz am Ende des über 350 Seiten starken Buches.

Thomas Martin Schneider, Joachim Conrad, Stefan Flesch (Hrsg.): "Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus", EVA Leipzig 2018, 350 S. 30 €. (zu beziehen über den Buchhandel) / Weitere Infos zum Buch: www.ekir.de

Artikelbild Anlass für das Themenjahr 2019 ist Karl Barths 50. Todestag am 10. Dezember 2018

Bonner Kreuzkirche erinnert mit Ausstellung an Karl Barth - Eröffnung am 2. Advent

Die Kreuzkirchengemeinde eröffnet am am 2. Advent, 9. Dezember, nach dem Gottesdienst (10.00 Uhr) eine Ausstellung in der Kreuzkirche am Kaiserplatz in Erinnerung an und Würdigung von Karl Barth. Der große Theologe war Presbyter in der Bonner Kirchengemeinde. In dieser Zeit formulierte er für das Presbyterium ein Bekenntnis gegen die Gleichschaltung der Kirche durch den Nationalsozialiusmus, das Vorbild und Grundlage für die bedeutende "Barmer Theologische Erklärung" wurde. Die Veranstaltung ist Teil der bundesweiten Angebote zum Karl Barth-Jahr 2019.

Infos zum Karl-Barth-Jahr finden Sie hier 

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