Kontakt | Impressum

Links zur Aggregation:

Metadaten:

Ökumene heißt: Ruf in die Freiheit folgen

Veranstaltungen im Karl Barth-Jahr 2019

Artikelbild Das Barth-Jahr 2019 bietet die Gelegenheit, sich neu mit einem großen Theologen, Christen und politischen Menschen zu befassen. In Bonn luden das Evangelische Forum und die Trinitatisgemeinde zu einer Veranstaltungsreihe (Foto: www.karl-barth-jahr.eu) 
Zum Abschluss der herausragenden Karl-Barth-Reihe in der Endenicher Trinitatiskirche sprach der reformierte Theologieprofessor Michael Weinrich über die Ökumene. K. Rüdiger Durth berichtet:

„Die Kirche darf kein stummer Hund sein.“ Unter dieses Generalthema hatte die Trinitatis-Kirchengemeinde in Bonn-Endenich in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Forum Bonn ihren Vortragszyklus zum Karl-Barth-Jahr gestellt. Pfarrer Uwe Grieser konnte zum Ende des Zyklus den emeritierten Bochumer Theologieprofessor Michael Weinrich begrüßen, der zu den bedeutendsten reformierten Theologen der Gegenwart zählt. Weinrichs Thema: „Karl Barth und die Ökumene“. In der Einladung hieß es unter anderem: „Seine (Barths) Theologie wurde als ein ökumenisches Ereignis wahrgenommen und diskutiert. Besonders herausfordernd ist Barths Überzeugung, dass das Verhältnis zum Judentum die zentrale Frage der Ökumene sei. Ökumenisch bedeutsam bleibt auch die Zuspitzung seiner Theologie auf das aktuelle Bekennen der Kirche.“

Ökumene bleibt laut Barth ein „Geschenk Gottes“

Ökumene ist nicht machbar. Das ist für den bedeutenden reformierten Theologen Martin Weinrich eine zentrale Aussage Karl Barths im Blick auf die immer in Kirche und Gesellschaft lauter werdende Forderung nach der Einheit der Christen und nach dem Interreligiösen Dialog. Sie ist und bleibt für den oft als „Kirchenvater des 20. Jahrhunderts“ bezeichneten Karl Barth (1886 – 1968) ein Geschenk Gottes: „Die Einheit ist von der Zuwendung Gottes abhängig.“  Aber ist er deshalb „kein großer Ökumeniker“, wie nicht wenige reformierte Theologen im Karl-Barth-Jahr 2019 des Reformierten Bundes und der Evangelischen Kirche in Deutschland meinen? So einfach kann man sich die Sache nach dem emeritierten Bochumer Theologieprofessor Weinrich in seinem Bonner Vortrag „Karl Barth und die Ökumene“ nicht machen. Weinrich, der wie kaum ein anderer reformierter Theologie in einem Vortrag durch die knapp 10.000 Seiten der Barthschen „Kirchlichen Dogmatik“ marschieren kann, macht deutlich: Barth wehrt sich gegen eine „selbst feiernde Ökumene“. Und eine zentrale Frage ist für ihn: Wie steht die Ökumene zum Judentum, denn „Israel ist und bleibt Wort Gottes“. In diesem Zusammenhang würdigt Weinrich die Evangelische Kirche im Rheinland, deren Synode 1980 mit dem Beschluss, die Juden in die Kirchenordnung aufzunehmen, „für viele andere Kirchen die Tür  für viele andere aufgestoßen habe.“ 

Für Karl Barth, so der emeritierte Dogmatik-Professor Weinrich, „muss auch in der Kirche das Wort Gottes Wort Gottes bleiben“. Die „bleibende Offenheit“ gegenüber dem Wort Gottes sei entscheidend. Daraus ergebe sich, dass die Kirchen das Wort Gottes immer neu zu hören und zu bekennen hätten. Hätte man beispielsweise 1934 in Barmen das traditionelle Glaubensbekenntnis erneuert, hätte niemand zugehört, Indem man es neu auf dem aktuellen Hintergrund als „Theologische Erklärung von Barmen“ bekannt habe, sei es auch gehört worden und werde bis auf den heutigen Tag gehört. Leider seien Kirche und Mensch „oft träge und taub“ gegen die Erfordernissen des Wortes Gottes.

Der Osterglauben verbindet alle Christen

Nach Weinrich ist der Osterglauben das gemeinsame Band der Christen und der Kirchen. Zugleich steht der Osterglauben auch für die Freiheit des Glaubens. Und die Auferstehung Jesu Christi sei auch das zentrale Bekenntnis der einen Kirche und „gegen jede Komplizenschaft mit der Macht des Todes.“ Für Barth ergebe sich daraus auch die Bedeutung des politischen Gottesdienstes. Denn der Christ komme in seiner jeweiligen Situation nicht umhin, aus dem Wort Gottes seine Position zu beziehen. In der Diskussion mit seinen Zuhörern ging Weinrich auch kurz auf die Haltung Barths im Blick auf die heute so aktuelle Forderung nach einem intensiven Interreligiösen Dialog ein und nannte den sich ausbreitenden Fundamentalismus in den Vordergrund, „vor dem wir uns hüten müssen“: „Der Fundamentalismus ist der eigentliche Feind der Religion.“ Der römisch-katholischen Kirche attestierte Weinrich, dass sie inzwischen über eine „ordentliche Israellehre“ habe: „Es hat sich viel zum Positiven geändert.“ Barths letztes theologisches Fragment, das er kurz vor seinem Tod in Angriff genommen, aber nicht mehr fertiggestellt habe, trage den Titel „Aufbrechen – Umkehren – Bekennen.“ Das sei auch immer das Thema seiner ökumenischen Überlegungen gewesen. Der Exodus sei nach Barth für jede Kirche und jede Ökumene „dem Ruf in die Freiheit zu folgen.“