Kontakt | Impressum

Links zur Aggregation:

Metadaten:

12.12.2018

Vorab eine Uraufführung

Jugendsynode und Landessynode 2019

Es ist eine „Uraufführung“, wie Präses Manfred Rekowski sagt: Zum ersten Mal gibt es in der Evangelischen Kirche im Rheinland eine Jugendsynode. Sie findet vom 4. bis 6. Januar 2019 statt. Das Besondere: Sie setzt sich fiftyfifty aus Jugendlichen einerseits und Delegierten der Landessynode andererseits zusammen.

Die der Jugendsynode vorliegenden drei Leitpapiere geben eine Vorschau auf Themen, mit denen sie sich befassen wird: Jugend- und Familienarmut sowie Partizipation und Jugendarbeit in der Kirche. Die Jugendsynode setzt sich zusammen aus je fünfzig Delegierten aus der Landessynode und der Evangelischen Jugend im Rheinland. Hinzu kommen zehn weitere Jugendliche und junge Erwachsene, entsandt u. a. aus den Studierendengemeinden, den landeskirchlichen Schulen, der ehrenamtlichen Konfirmandenarbeit sowie aus der ökumenischen Arbeit.

Landessynode – sie ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland, sie hat 206 stimmberechtigte Mitglieder und sie tagt unmittelbar anschließend an die Jugendsynode, ebenfalls in Bad Neuenahr. Zeitliche Nähe, inhaltliche Verschränkung: In der Jugendsynode werden Themen erarbeitet, mit denen sich die Landessynode in den folgenden Jahren beschäftigen wird. Es gibt zwei gemeinsamen Themen: die Flüchtlingsproblematik an den EU-Außengrenzen und neue Gemeindeformen.

Ganz starkes Zeichen

Mit der Jugendsynode probiere die rheinische Kirche „neue Beteiligungsformen“ aus, erklärte Präses Rekowski in der Pressekonferenz zur Vorstellung von Jugend- und Landessynode 2019. Während die jüngste EKD-Synode „Jugend“ zum inhaltlichen Hauptthema gemacht hatte, wird hier nicht über, sondern mit Jugendlichen beraten. Das sei singulär in der Kirchenlandschaft.

Die für Bildung und Erziehung zuständige Oberkirchenrätin Henrike Tetz bezeichnete die Jugendsynode als „ganz starkes Zeichen“ Richtung Jugendverband. Mit der paritätischen Besetzung sei das Vorzeichen gesetzt: Themen werden gemeinsam in den Blick genommen, es werde nicht nur diskutiert, sondern gemeinsam Verantwortung übernommen.

Die in den Leitpapieren enthaltenen Entwürfe „können auch noch umgeschmissen werden“, sagte Jonas Einck. Der 19-jährige Student der Sozialen Arbeit in Düsseldorf, Vorstandsmitglied der Evangelischen Jugend im Rheinland, erklärte vor den Journalistinnen und Journalisten, er habe schon die Vorbereitungen der Jugendsynode als „sehr ehrlichen Prozess“ erlebt. Da sei nicht „scheinpartizipiert“ und nicht hinterm Berg gehalten worden. So sei ein allgemein gehaltener Themenvorschlag wie soziale Gerechtigkeit auch als zu unkonkret  kritisiert werden. „Jetzt ist ja Jugend- und Familienarmut drin.“   

Versöhnung mit lange vergessenen rheinischen Kirchen

Und dann also die Landessynode. Hier werde ein Stück Kirchengeschichte geschrieben werden, kündigte Oberkirchenrätin Barbara Rudolph an. Denn es werde mit zwei aus der rheinischen Missionsgeschichte stammenden Kirchen in Hongkong und Südafrika, die „rheinisch“ bis heute im Namen tragen, eine Versöhnung geben.

Die Geschichte dahinter sei eine „Verletzungsgeschichte“, räumte die Leiterin der Abteilung Theologie ein. Schließlich hatte sich die rheinische Mission im Laufe der Zeit aus diesen beiden Kirchen zurückgezogen, sie gerieten ins Vergessen. Seit September erst sind sie wieder Mitglieder der Vereinten Evangelischen Mission (VEM).

Günstige Entwicklung der Einnahmen

Dank guter wirtschaftlicher Entwicklung und damit dank einer „günstigen Einnahmeentwicklung“ wird der Haushaltsansatz für die rheinische Kirche von 715 Millionen Euro für das Jahr 2018 auf 744 Millionen Euro für das kommende Jahr 2019 steigen, erklärte Oberkirchenrat Bernd Baucks, Finanzchef der rheinischen Kirche.  Der landeskirchliche Haushalt  2019 wird der Landessynode zum Beschluss vorliegen. Ein Haushaltsbuch gibt ausführliche Erläuterungen.

Neue Gemeindeformen: Innovation stärken

Er gehe darum, Innovationen zu stärken, erklärte Vizepräses Christoph Pistorius in der Pressekonferenz im Blick auf die Drucksache 22 über so genannte Gemeindeformen.  Ziel seien „Aufbrüche“, die Ablösung „überholter Strukturen“, das Erreichen neuer gesellschaftlicher Milieus, so der Theologe.

Die neuen Gemeindeformen sind Gemeinschaften, in denen die Spiritualität einen zentralen Raum einnimmt. Erste Beispiele dafür gibt es bereits, etwa die „Beymeister“ in Köln-Mülheim und das „Raumschiff Ruhr“ in Essen. Solche Gemeindeformen wird die Evangelische Kirche im Rheinland künftig stärker unterstützen, so die Vorlage an die Landessynode. „Erprobungsräume“ sollen in den kommenden zehn Jahren besonders gefördert werden. Dazu soll eine halbe Million Euro Fördergeld bereitgestellt werden. Eine Vollzeit-Projektstelle wird für Unterstützung und Auswertung sorgen, so sieht es der Beschlussantrag vor.

Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen

Was an den EU-Außengrenzen geschieht, wie es Menschen geht, die vor Kriegen, Umweltkatastrophen oder wirtschaftlicher Not fliehen, „kann uns nicht ruhen lassen“, sagte Vizepräsident Dr. Johann Weusmann. Allein bis zur Jahresmitte sind 1.500 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken.

Der Landessynode wird sich – folgt sie dem entsprechenden Beschlussantrag – „für eine humanitäre gesamteuropäische Flüchtlingspolitik“ aussprechen. Den Hintergrund dafür bildet der Bericht über die Situation von Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen. „Abschottung und Abgrenzung Europas schreiten weiter voran“, heißt es in diesem Bericht. Menschenrechte und Humanität werden generell zur Disposition gestellt, politisches Handeln habe das Ziel, den Zuzug von Migrantinnen und Migranten zu begrenzen.

Was nun? Die Kirche hilft, machte Weusmann deutlich. So unterstützt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)das private Seenotrettungsschiff Sea-Watch, das Präses Rekowski, zugleich Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der EKD, in diesem Jahr auf Malta besucht hat. Ein anderes Beispiel: Der Kirchenkreis Jülich fördert Flüchtlingsarbeit in Marokko. Weusmann: „Solche Partnerschaften helfen weiter. Sie halten das Thema wach und unterstützen konkret.“

Außerdem berichteten die hauptamtlichen Kirchenleitungsmitglieder von Anstrengungen, so genannte humanitäre Flüchtlingskorridore für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge nach Italien zu unterstützen und auch für Deutschland zu schaffen. In Rede steht für Deutschland eine sichere Passage für 500 Flüchtlinge.

Social Media: #Jugendsynode und #LS2019