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Gottes Geist wirkt, wenn aus Fremden Verstehende werden

Pfingstgottesdienst in Heißen

Vogelgezwitscher, Frühlingssonne und ein liebevoller Pfingstgruß aus luftiger Höhe - die Evangelischen in Mülheim feierten einen fröhlichen gemeinsamen Pfingstgottesdienst unter freiem Himmel.

Ein Brausen kommt von vom Himmel, so wird es in der biblischen Pfingstgeschichte berichtet. Mit Feuerzungen bringt der Heilige Geist den Jüngern nach Jesus Tod neue Kraft. Für die Mülheimerinnen und Mülheimer aus allen evangelischen Gemeinden, die im Garten an der Erlöserkirche einen gemeinsamen Pfingstgottesdienst feierten, gab es auch eine quasi himmlische Pfingstbotschaft: Aus luftiger Höhe segelten hunderte kleiner „Pfingstflammen“ auf die Gottesdienstbesucher herab. Auf künstlerisch gestalteten Papierfliegern hatten Heißener Gemeindemitglieder zuvor notiert, was sie mit dem Wirken des Heiligen Geistes verbinden: Fröhlichkeit und Zuversicht, Klarheit und Mut, Begeisterung und Kreativität – eine persönliche Pfingstbotschaft zum Mitnehmen, für alle, die auf die Heimaterde gekommen waren.

Pfingsten ist eine Einladung, gemeinsam aufzubrechen, machte Pfarrerin Anja Strehlau in der Predigt deutlich, denn „Gott ist hier und jetzt bei uns.“ Die Jünger in der Pfingstgeschichte lassen sich von dem Feuer anstecken „und schließen sich zusammen zu einer Gemeinschaft, in der alles geteilt wird: Brot und Wein, Geld und Zeit, Gebet und Rat und Tat“. Sich nach diesem Vorbild gemeinsam auf den Weg zu machen, dazu rief Pfarrerin Strehlau die Evangelischen aus der ganzen Stadt in der Pfingstpredigt auf. Nicht immer fiele es den Kirchenmenschen leicht, dabei andere mitzunehmen: „Wir scheinen uns verheddert zu haben in einem innerkirchlichen Sprechen, das außerhalb kaum ein Mensch mehr versteht.“ Dennoch gebe es immer wieder Momente, in denen gemeinsame Aufbrüche gelingen: „Unsere Kirche hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Menschen aus anderen Kulturen bei ihr willkommen sind“, führte Pfarrerin Strehlau in der Predigt aus. „Der Geist Gottes wirkt, wo aus Fremden Verstehende werden, über Kulturgrenzen hinweg“.

Wo Gottes Geist wirkt, kommen Begabungen zum Vorschein, sagte Pfarrerin Anja Strehlau mit Blick auf die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der evangelischen Ladenkirche, die von Superintendent Hillebrand in ihren Dienst im Kircheneintrittsteam eingeführt wurden. Sie dürfen von nun an selbstständig Gespräche zum Kircheneintritt führen und beurkunden - Letzteres war bislang allein Pfarrerinnen und Pfarrern vorbehalten. Superintendent Hillebrand erinnerte an den von Luther geprägten Gedanken des Priestertums aller Gläubigen. „Deshalb freue ich mich, dass die Arbeit in der Kircheneintrittsstelle nicht mehr ausschließlich an ordinierte Personen gebunden ist“.

„Möge Gottes Geist in Licht und Klang bei uns sein“, hatte Pfarrerin Reinhilde Lüninghöner-Czylwik zu Beginn des Gottesdienstes gewünscht. Von beidem bekam die Gottesdienstgemeinde auf der Heimaterde reichlich. Nicht nur die Frühlingssonne meinte es gut mit der Gemeinde. Auch die Bläser und Chöre der Heißener Kantorei trugen mit ihren Stimmen und Harmonien die pfingstlich-fröhliche Atmosphäre im Garten hinter der Erlöserkirche, hinzu kam die Gemeindeband mit Gesangssolistin Sabrina Francis. Für Täufling Noah und seine Familie gab es neben Licht, Klang, und etwas Waser natürlich noch den ganz besonderen Segen von Pfarrerin Strehlau für das neue Gemeindemitglied.   

Nach dem Gottesdienst ließ kaum einer die Gelegenheit zum gemeinsamen Imbiss auf dem Sunderplatz aus. An einem Stadt des Deutschen Evangelischen Kirchentags informierten sich die Protestanten darüber, was sie im kommenden Jahr beim bundesweiten Kirchenfest in Dortmund erwartet. Wer mochte, konnte, einen Tag nach der royalen Hochzeit in England, sein Haupt mit einer Krone mit der Dortmunder Stadtsilhouette krönen.

 

Stichwort Pfingsten

Das Wort Pfingsten kommt aus dem Griechischen: Pentekoste heißt fünfzigster (Tag nach Ostern). 50 Tage  nach dem Passafest wurden im Judentum als Dank für die Weizenernte die Erstlingsfrüchte Gott dargebracht. Dieses Erntedankfest heißt auf Hebräisch Schawuot. Erinnert das Passafest an die Befreiung von der Sklaverei in Ägypten, so feiert das Judentum an Schawuot besonders die Gabe des Gesetzes. Im Lauf der Zeit entstand die Erzählung, dass Gott die Gebote in einer Sprache wie aus Feuer und außerdem in allen Sprachen der Welt verkündet habe.

Dies ist der Hintergrund für das erste christliche Pfingstfest, von dem die Apostelgeschichte im Neuen Testament der Bibel berichtet. Die Apostel waren am Pfingsttag in Jerusalem versammelt. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. (Apostelgeschichte 2, 2-4)

Das geschieht vor einem internationalen Publikum; an die 20 Volksgruppen werden aufgezählt. Etwas Unbegreifliches irritiert und verstört sie: Jeder Zuhörer hört die Apostel in seiner eigenen Muttersprache. Andere – auch das verschweigt die Bibel nicht – verspotten die vom Geist Erfüllten und halten sie für betrunken. Da ergreift Petrus das Wort. Er bezeugt, dass Gott den gekreuzigten Jesus wieder zum Leben erweckt und „zum Herrn und Christus gemacht hat“. Das geht den Zuhörern ans Herz. 3000 Menschen lassen sich taufen, so der biblische Bericht. Die erste christliche Gemeinde ist entstanden. Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, gilt deshalb als „Geburtstag“ der Kirche.