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Ein Ort der Hoffnung inmitten von Hoffnungslosigkeit
Tageszentrum für behinderte Kinder und Jugendliche in Hetyen / Ukraine
Morgens in aller Frühe wird sie von einem Bus zuhause abgeholt, um den Tag in Hetyen zu verbringen - zusammen mit anderen behinderten Kinder und Jugendlichen und ihren Betreuungspersonen. Der kleine Ort Hetyen liegt wenige Kilometer von der ungarisch-ukrainischen Grenze entfernt. Selbstverständlich ist diese Betreuung nicht: In der Ukraine herrscht bittere Not. Wer kann, verlässt das Land Richtung Westen. Der Krieg in der Ostukraine ist spürbar: Junge Männer fürchten, zum Wehrdienst eingezogen zu werden, und setzen sich nachts nach Ungarn ab.
Die Energiepreise steigen atemberaubend: Für März 2017 ist die nächste Preiserhöhung um 150 Prozent angekündigt. Die Inflation galoppiert und frisst Löhne und Ersparnisse auf. Der Staat kann seinen sozialen Verpflichtungen kaum nachkommen. Behinderte leben versteckt in ihren Familien, ohne Förderung, ohne fachliche Betreuung, ohne Aussicht, ihre Gaben weiterzuentwickeln. Und auch die Familien sind in der Regel überfordert. Hoffnungslosigkeit macht sich an vielen Ort breit.
Auf kaum befahrbaren Straßen voller Schlaglöcher sind ausländische Gäste hierhergekommen, vorbei an kleinen grauen Häusern im Plattenbaustil. Keine Geschäfte, kein öffentlichen Einrichtungen sind zu sehen, in der Mitte des Ortes steht die kleine, gepflegte reformierte Kirche. Am Rande des Ortes Hetyen liegt das Tageszentrum für behinderte Jugendliche. Ein Ort der Hoffnung.
Das Haus bildet mit seinem gepflegten Zustand einen Kontrast zu den vernachlässigten Gebäuden der Umgebung. Wie abgehängt wirkt dieser Teil Europas zwischen der ungarischen Grenze im Westen und den Karpaten im Osten. Die Menschen hier fühlen sich oft vergessen: von der Zentralregierung im fernen Kiew, von der Europäischen Union, für die Hetyen nicht zu Europa gehört: An der streng kontrollierten Außengrenze wenige Kilometer entfernt enden Sicherheit, Wohlstand und Stabilität.
Ein Lächeln geht über das Gesicht von Elisabeth. Sie ist die Frau des ungarisch-reformierten Pfar-rers in Hetyen. Die ungarisch-sprachige reformierte Kirche in Transkarpatien hat etwa rund 100.000 Mitglieder in 108 Gemeinden. Das Pfarrehepaar kümmert sich – neben der Gemeindearbeit - aufopferungsvoll um die Jugendlichen und die Mitarbeitenden. Sie erzählen biblische Geschichten, ermutigen die Mitarbeitenden, organisieren Reparaturen und Anschaffungen. Trotz der widrigen Umstände – ein evangelischen Pfarrer in der Karpato-Ukraine erhält den dreifachen ukrainischen Mindestlohn von umgerechnet 53 .- € Euro im Monat – strahlen ihre Worte Wärme und Zuversicht aus. Zurzeit werden in Hetyen 23 Kinder betreut, 35 Kinder sind in einem erweiterten Netzwerk.
Die Einrichtung des Tageszentrums 2013 wurde über die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ wesentlich von der Evangelischen Kirche im Rheinland finanziert. Eine kleine Gruppe von Vertreterinnen und Vertretern der Diakonischen Werke in Nordwestdeutschland, Österreich und verschiedener Partnerkirchen in Deutschland und der Schweiz haben jetzt verschiedene Projekte in der reformierten Kirche in Transkarpatien besucht. Als sie von Hetyen Abschied nehmen, haben alle ein Lächeln auf dem Gesicht und verstehen besser, was die Bibel mit dem „Bekenntnis zur Hoffnung“ meint.