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18.08.2019

Präses predigt in Polen: „Suche Frieden und jage ihm nach!“

Manfred Rekowski ist zu Gast in Szczytno, früher Ortelsburg

Artikelbild Präses Manfred Rekowski 

Szczytno/Düsseldorf. Im Vorfeld des 80. Jahrestages des Überfalls von Nazi-Deutschland auf Polen, mit dem am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, erinnerte Präses Manfred Rekowski am Sonntag im polnischen Szczytno, dem früheren Ortelsburg, an den umfassenden Frieden, den Gott für die Welt will. Dieser Friede bedeute mehr als die Abwesenheit von Krieg, erklärte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Auslegung der biblischen Jahreslosung 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach!“.

Das Friedensprojekt Europa

„Wenn wir davon sprechen, dass Europa ein Friedensprojekt ist, dann meinen wir damit nicht nur: Die Waffen schweigen zwischen den Völkern Europas. Der Friede, wie Gott ihn meint, umfasst mehr“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Predigt zum 300-jährigen Jubiläum der evangelischen Kirche in Szczytno. Dieser Friede umfasse auch, „dass es gerecht zugeht zwischen den Völkern in ihren Handelsbeziehungen, dass Menschen in jedem Land von ihrer Arbeit leben können, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht immer weiter auseinandergeht und dass wir uns zusammentun in der Anstrengung, unsere Umwelt zu verschonen, damit unsere Kinder noch den nötigen Lebensraum für ein friedliches Leben auf unserer Erde behalten.“

Der Friede Christi geht neue Wege

Die Kirche, egal ob in Polen oder in Deutschland, sei aufgerufen, von Jesus Christus als dem zu sprechen, der unser Friede ist. „Der Friede Christi zeichnet sich aus als Wagnis der Grenzüberschreitung“, unterstrich Präses Rekowski: „Das ist neu! Denn nicht selten wird der Friede mit dem Gegenteil von Grenzüberschreitung verbunden. Für nicht wenige bedeutet Frieden: Grenzen ziehen, Leben hinter Grenzen, die das Fremde und die Fremden, den anderen Glauben und die fremde Kultur draußen halten. Man will unter sich bleiben.“ Jesus werde aber nicht müde, „uns die Fürsorge Gottes vor Augen und ins Herz zu malen und uns damit zur Grenzüberschreitung des Friedens zu locken“. Jesus spreche auch die Ursachen des Unfriedens an: Habgier, Geltungs- und Ehrsucht, Konkurrenzdenken, Neid und Unzufriedenheit und eine ängstliche Sorge um die eigene Existenz. „Es ist die Selbstbezogenheit des Menschen, der zuerst sich selbst sucht, der das Leben im Haben finden will und dabei habgierig wird, die dem Frieden im Wege steht.“

Eine besondere Friedensgeschichte im Gepäck

Manfred Rekowski, der 1958 im masurischen Mojtyny geboren wurde und als Fünfjähriger mit seiner Familie als Aussiedler in die Bundesrepublik kam, ist mit einem besonderen Geschenk und einer bewegenden Friedensgeschichte nach Polen gereist. Am Sonntagabend überreicht er der evangelischen Gemeinde in Dzwiezuty, früher Mensguth, deren Abendmahlskelch. Dieser war in den Wirren des Zweiten Weltkriegs aus der einst ostpreußischen Kirche verschwunden und – auf welchen Wegen auch immer – einem Auktionshaus in Köln wieder aufgetaucht. Auch mit Hilfe der Evangelischen Kirche im Rheinland kehrt das kostbare Stück aus dem Jahr 1897 wieder in seine Heimatgemeinde zurück. „Dieser zurückgekehrte Kelch möge nun in besonderer Weise ein Friedenskelch sein“, sagte Rekowski.