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Geschenk der Freiheit

Bonner Reformationsfeier 2018

Artikelbild Reformation geht weiter, auch im Jahr 501 nach Martin Luthers legendärem Thesenanschlag an die Schlosskirche zu Wittenberg (Foto: KK Bonn) 
Die evangelische Kirche hatte eingeladen und mehr als 1.0000 Menschen waren wieder gekommen: zur jährlichen zentralen Bonner Reformationsfeier am Abend des Reformationstages in der Kreuzkirche am Kaiserplatz.  

Die Bonner Theologieprofessorin Cornelia Richter predigte im Festgottesdienst über die Freiheit.  „Freiheit ist geschenkt, bedroht und umkämpft zugleich“. Für viele Menschen heute sei sie selbstverständlich, das aber sei trügerisch. Andere wieder überfordere die Freiheit, sie sei aber „elementar für menschliches Leben“. Cornelia Richter betonte: „Freiheit ist nie nur meine eigene, sondern auch die der anderen.“ Darum müsse sie immer wieder neu ausgehandelt werden, weil sie sich mit der Zeit verändere. Für den Apostel Paulus sei Freiheit „der Kern christlichen Glaubens, für die Reformation ist die Freiheit ein Schlüsselthema, für den evangelischen Glauben heute ist sie ein Lebensthema.“

Superintendent Wüster: „Die Jüdinnen und Juden brauchen unser aller Solidarität und Schutz“

Der Bonner Superintendent Eckart Wüster ging in seiner Ansprache mit dem Umgang der Menschen in Teilen der Gesellschaft ins Gericht: Gewaltausbrüche in Wort und Tat nähmen zu. Der Umgang miteinander sei oft nicht von gegenseitigem Respekt geprägt.  Dass Menschen anders seien als man selbst, werde als Bedrohung empfunden. „Es scheint, als ob eine zunehmende Anzahl von Menschen sich des Geschenks der Freiheit und in Frieden zu leben, nicht mehr bewusst ist.“

Superintendent Wüster nannte als Beispiel den zunehmenden Antisemitismus: Die Angriffe auf Jüdinnen und Juden nähmen 80 Jahre nach dem Pogrom zu. Viele Juden auch in Bonn und der Region lebten in Angst und trauten sich nicht mehr, öffentlich eine Kippa zu tragen. Der fürchterliche Anschlag in Pittsburgh, offensichtlich erwachsen aus einem tiefsitzenden Hass auf Juden, zeige, wie sich Hetze und Hass in Gewalttaten auslebten. „Je aggressiver unsere Sprache ist, umso stärker fühlen sich einige ermutigt, dem auch Taten folgen zu lassen. Die Jüdinnen und Juden brauchen unser aller Solidarität und Schutz“, betonte Wüster.

Der wieder sehr festliche Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet an der Orgel von Kreuzkirchenorganist Stefan Horz sowie dem Orchester der Kreuzkirche unter Leitung von Karin Freist-Wissing, mit einem eindrucksvoll Solo an der Viola von Peter Stein mit dem Viola Concerto in G-Dur von Georg Philipp Telemann. Zum Eingang hatten Posaunenchöre aus dem ganzen Kirchenkreis die vielen Besucherinnen und Besucher vom Turm der Kreuzkirche wie auf dem Vorplatz herzlich begrüßt. Unter ihnen Bürgermeister Reinhard Limbach, Universitätsrektor Michael Hoch und der kommisarische Stadtdechant Bernd Kemmerling. „Auch 500 Jahren nach der Reformation geht Reformation weiter und hält unsere Kirche lebendig“, so Superintendent Eckart Wüster.