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25.09.2018

Im biblischen Alter

Das aktuelle "Wort zum Sonntag" aus der Rundschau

Adam aus dem Paradies wurde lebenssatte 930 Jahre alt, Noah, der die Arche baute, sogar 950 Jahre. Abraham war schon 100 als er mit seiner Frau Sara, sie selbst über 90, den Sohn Isaak bekam.
Artikelbild Lebendige Erinnerungen: Dankbar habe ich noch viele Jahre mit meinem Opa und auch den anderen Großeltern verbringen dürfen (Foto: Gerhardt) 

Das sind unglaubliche Zahlen, von denen uns die Bibel hier und an vielen weiteren Stellen erzählt. Wichtig ist für mich nicht, ob sie stimmen, sondern die sehr wertschätzende Botschaft dahinter: Leben kann auch im Alter noch sehr fruchtbar und erfüllend sein.

Ich habe meine Großeltern noch lange und bewusst erleben können und viel von ihrer Erfahrung und Lebenshaltung gelernt. In meiner Kirchengemeinde sind wir geradezu darauf angewiesen, dass sich Menschen im Ruhestand ehrenamtlich engagieren vom Besuchsdienst für Kranke, der Flüchtlingshilfe bis zum Kirchenvorstand. Und das gilt wohl für nahezu alle sozialen Bereiche unserer Gesellschaft.

Das vierte Gebot der Bibel „Du sollst Vater und Mutter ehren“ zielt daher auch nicht auf pubertierende Kinder und ihre Eltern, sondern auf Schutz, Würde und Würdigung alter Menschen. Das sprichwörtliche „Biblische Alter“ ist also keine Qual, sondern eine Verheißung. So erzählt auch der Evangelist Lukas von Zacharias und Elisabeth, die im Herbst des Lebens noch völlig unerwartet ein Kind erwarten. Es gibt jedoch eine Bedingung, damit das gelingt. Zacharias muss neun Monate lang schweigen. Zeit, die er braucht, um die Vorstellung, die er von seiner Frau hat – dass sie alt und unfruchtbar ist – loszulassen. Auf dem Weg ins Alter scheint es weise, die alten Bilder, die wir vom Leben haben, hinter sich zu lassen. Nur so kann Neues, Fruchtbares entstehen.

Mit jetzt fast 51 Lebensjahren liegt zwar nicht das Älterwerden, aber das Altsein noch vor mir. Doch es ist gut zu wissen und das macht mich dankbar: Gott hat mit uns Menschen immer noch viel vor. Und er traut gerade den In-die-Jahre-Gekommenen viel Fruchtbares zu.
Joachim Gerhardt

 

Artikelbild Kölnische/Bonner Rundschau 

Joachim Gerhardt, Pfarrer an der Bonner Lutherkirche und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, schreibt alle drei Wochen das "Wort zum Sonntag" in der Gesamtausgabe der Kölnischen/Bonner Rundschau, auf Seite 4 in der der großen Tageszeitung in der Köln-/Bonner Region. Hier erfahren Sie mehr www.rundschau-online.de